Sicherungskopie 4
30-jul-08
6. Am Mittwoch auf der Rückfahrt nach Lhasa dann das Thema Modernisierung. Die Tibeter haben eine moderne Sprache und Schrift mit richtigen Buchstaben, technisch und mental sind sie aber anscheinend irgendwann um 1960 stehen geblieben. Die chinesische Brutalo- Modernisierung ist nicht die Ihre, folglich können sie auch nicht den Wohlstands- Patriotismus der Han-Chinesen entwickeln. Strafverschärfend kommt hinzu, dass die Führung in Peking wohl keine durchdachte Nationalitätenpolitik mehr zu haben scheint. Irgendwer im Politbüro führt noch eine Strichliste: soundso viele tausend Aufstände niedergeschlagen, soundso viele Tote... Ein Land, zwei Systeme? Das wären dann schon vier Systeme, denn die Hongkonger ticken anders als die Taiwanesen und eine feudale Theokratie in Tibet fehlte gerade noch in dieser Sammlung. Der Dalai Lama müsste sich freilich auch bewegen und eine Trennung von Kirche und Staat akzeptieren. Was wohl der Knackpunkt wird, lässt der heilige Mann doch auf seine weltliche Kompetenz nichts kommen. Jede Schlaumeierei bei Fernseh- Pfarrer Fliege, Mr. McCain oder der Kandesbunzlerin soll uns sagen: "Ich (Dalai Lama) habe die ultimative Politikfähigkeit und werde den Laden schon brummen lassen!" Dann fotografieren wir Yaks und Hunde gegen Entgeld und bewundern die tief liegenden Wolken auf mehr als 5.000 Meter Höhe. Gegen Nachmittag Rückkehr nach Lhasa, ich kaufe ein wenig für die Rückreise ein und finde ein Internet-Café. Dort lese ich, dass auch schon zwei Journalisten hier waren, unter ihnen Kathleen McLaughlin, die ein nettes Lhasa-Tagebuch in der FEER geschrieben hat, Zitat: "Life appears to be slowly getting back to some form of normal... In other words, things are calmed but not healed." So isses! (http://www.feer.com/politics/2008/july/lhasa-diary)
30-jul-08
5. Am Dienstag Morgen führt uns die Reise bei Dauerregen weiter nach Gyantse. Auf dem Weg sehen wir schon lange vorher die beeindruckende Festung Dzong hoch über dem Ort. Gyantse ist die drittgrößte Stadt Tibets, das Kloster Chorten mit der Stupa Kumbum wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Der gesalzene Yakbutter-Tee schmeckt wirklich so, wie er aussieht. Am Nachmittag schauen wir uns das örtliche Pferderenn-Festival an, das mit einem religiösen Fest verbunden ist, bei dem für gute Ernten gebetet wird. Ich schwatze mit einer jungen Dame, die ein sehr gutes Englisch spricht. Nein, mit der Luft habe ich keine Probleme, muss nur ein paar mal mehr durchatmen. Als sie hört, dass ich aus Deutschland komme, lobt sie die Bundeskanzlerin. Ich versuche ihr zu erklären, dass Europäer die Tibet-Problematik meist als Projektionsfläche für eigene Befindlichkeiten nutzen. Die Kanzlerin zum Beispiel hat mit dem Dalai Lala in ihrer Wohnküche Händchen gehalten, während der Außenminister ein flammendes Bekenntnis zur Ein-China-Politik abgegeben hat. Kritische Blicke treffen mich - was du nur wieder politisierst! Nach dem offiziellen Teil mit Siegerehrungen und Ansprachen gibt es ein Kulturprogramm, mit Tanzgruppen, Sängern und Comedy. Der Rückweg gestaltet sich etwas schwierig, weil etliche protzige Geländewagen auf der staubigen Piste wild hupend durch die Menge pflügen. Ich finde das wieder typisch chinesisch, auch dass Fußgänger am untersten Ende der Hack- und Rangordnung stehen. Vor dem Hotel dann Hummer-Parade, von reichlich Polizei bewacht. Diese affigen SUVs müssen entweder als Dienstwagen angeschafft worden sein oder wurden als Privatentnahme aus einem Firmenvermögen finanziert, Bestechungsgeschenke in der Größenordnung sind heute doch eher selten? Der Kollege sagt es abhörsicher: "Sup deck vull un frett deck dick und hol din Muul von Polletik!" (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/tibet)
30-jul-08
4. Montag Morgen fahren wir sechs Stunden mit dem Kleinbus von Lhasa nach Shigatse und fühlen uns wieder beobachtet, diesmal von einer kleinen Kamera über dem inneren Rückspiegel. Die übertragen bestimmt alles, was wir sagen, life und in Farbe in den nächsten Stasi-Bunker! Es regnet ausdauernd. Als wir von einem Pi-Break (Pinkelpause) zurückkehren, ist die Kamera mit schwarzer Folie abgeklebt. Die Folie ist bestimmt halb durchlässig! Ist sie nicht und die Kamera war auch nur an einen Videorecorder mit Endlosband angeschlossen. Voriges Jahr waren vier Millionen Touristen in Lhasa, der Kleinbus war im Dauereinsatz und die Betreiber wollten gerne wissen, von wem das Erbrochene und die Brandflecken auf den Polstern stammten. Dieses Jahr sind gerade mal ein paar Dutzend Besucher hier. Man kennt sich persönlich und trifft sich immer wieder, den dänischen Althippie mit der grauen Mähne und die Engländerinnen mit der betonharten Dauerwelle. Wir lernen noch ein wenig Tibetisch: Hallo heißt TashiDelek und Danke ThoQiQe. Klingt wie XièXiè (Danke auf Chinesisch). Ein Bettler an einem Toilettenhäuschen gibt mir die Münzen wieder zurück, er nimmt nur Scheine. Auch das zahlreiche und unqualifizierte Personal in tibetischen Supermärkten scheint auf eine Sinisierung hin zu deuten. Stets sind nur wenige Kassen geöffnet und die Kassiererinnen prüfen ganz langsam die Echtheit jedes einzelnen Geldscheins. Shigatse liegt über 3900 m hoch und ist die zweitgrößte Stadt Tibets. Das Kloster TaShiLunPo wurde 1447 erbaut und war als Residenz der Panchen Lama das zweite Machtzentrum der Theokratie. Heute ist der junge Herr zur Polit-Schulung in Peking.
30-jul-08
2. Am Samstag pilgern wir zum Potala-Palast, der wiederum nur durch eine Sicherheitsschleuse zu erreichen ist. Eine Tube Sonnencreme und sämtliche Wasserflaschen werden beschlagnahmt. Der Potala war die Winterresidenz des Dalai Lama und der Blick von oben über die Stadt ist einmalig. Mittagessen im Lhasa-Kitchen, dann der Jokhang Tempel, das größte Heiligtum der Tibeter. Als Eintrittskarte gibt es eine kleine Computer-CD-Karte. Einige Mönche scheinen Computerfreaks zu sein. Ihre Website http://www.jokhang.com/ wird in China blockiert, obwohl die frommen Männer dort die Zugehörigkeit Tibets zu China betonen. Interessant auch das Bild des Dalai Lama vor der roten chinesischen Flagge. Das Umrunden des Jokhang-Tempels im Uhrzeigersinn soll dem Pilger Karma-Pluspunkte für die eigene Wiedergeburt bringen und ist gleichzeitig eine Art ständige Montagsdemo. Grün Uniformierte in Kompaniestärke marschieren gerne durch die Menge und schwarz Uniformierte stehen alle paar Dutzend Meter auf Beobachtungsposten und verbieten Touristen das Fotografieren. Hier findet man rasch englisch sprechende Gesprächspartner, aber auch jede Menge "Spys", die diese dann wieder verstummen lassen. Dalai Lama und Panchen Lama sind hier so sehr in aller Munde, dass meist in Abkürzungen von ihnen gesprochen wird. Wir erfahren von den Tagen vor dem "Riot", als friedliche Demonstrationen von den Sicherheitskräften geduldet wurden. Die Demonstranten sollen ihre Grenzen dann immer mehr ausgetestet haben, bis schließlich halb Lhasa brannte. Und - Pßßßt! - das Lhasa-Kitchen soll völlig mit Mikrofonen verwanzt sein. Macht nichts, da müssen die Genossen erst einmal unsere verschiedenen österreichischen und mitteldeutschen Dialekte entschlüsseln. Für Englischsprachige ist es hart, dass plötzlich ein seltsames Deutsch die Verständigungssprache ist. Auch Niederländer und Italiener sprechen plötzlich gut Deutsch, sie geben es nur nicht gerne zu. Die wesentlichen Informationen werden ohnehin beim Frühstück ausgetauscht, wo ohrenbetäubender Tibet-Pop das Abhören einigermaßen unmöglich macht. Überhaupt scheinen Tibet-Touris leidenschaftliche Frühaufsteher zu sein - man könnte ja etwas verpassen.
30-jul-08
1. Meine Reise nach Lhasa beginnt am Freitag Morgen um 8.10 Uhr mit einem Flug von Shanghai nach Xi'an. Dazu muß ich mir selbst ein Hotel in Flughafennähe suchen, denn den teuren halbstaatlichen Reiseveranstalter interessiert natürlich nicht im geringsten, wie ich früh um 6.00 Uhr nach Pudong komme. In Xi'an werde ich nicht in den Transitbereich gelassen, sondern muss erneut einchecken und durch die Sicherheitsschleusen. Hier geht es nicht weiter, denn der halbseidene Reiseveranstalter hat nur eine einzige Tibet-Permit-Liste anfertigen lassen und die trägt jetzt ein anderer Reiseteilnehmer im Transitbereich mit sich herum. Schließlich macht sich ein netter Angestellter auf die Suche nach meinem "Permit", wofür er selbst erst einmal auf Waffen und Sprengstoff durchsucht werden muss. Der nette Angestellte findet den Listenbesitzer zwischen Ständen mit Viagra und chinesischen Propaganda-Broschüren. Ich darf in die Sicherheitsschleuse, wo meine Zahnpasta-Tube gnadenlos ausgequetscht wird. Der Rucksack muß noch auf Sprengstoff durchschnüffelt werden, doch die Schnüffelmaschine ist kaputt. Mein Rucksack wird noch eine Weile argwöhnisch beobachtet und dann doch wieder freigelassen. Endlich sitze ich im Flieger nach Tibet. Nachmittags Ankunft in Lhasa, es ist angenehm kühl. Der Guide hängt uns die weißen Begrüßungs-Schals um und ist offensichtlich erleichtert, dass wir keine ideologisierten Hobby-Tibetologen sind, sondern Werktätige aus Shanghai und Umgebung. Die Fahrt in die Stadt ist schon wieder Belohnung. Die beiden Flüsse führen Hochwasser, wir halten bei einem in den Felsen gemeißelten Buddha. Untergebracht sind wir im alten ShangBaLa-Hotel, wo schon James Hilton an seinem ShangRiLa-Mythos werkelte. Wir bummeln über die Barkhor-Straße und den Markt. Ich habe leichte Kopfschmerzen und schlafe nur schwer ein. (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/tibet)
17-jul-08
Astroturfing: Im PR-Geschäft ist Astroturfing das Vortäuschen einer Basis-Initiative, einer Graswurzel-Bewegung ehrlicher Privatpersonen, die für eine bestimmte Sache eintreten. Bekanntestes Beispiel für Astroturfing ist wohl die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) der Metall-Arbeitgeber. Im Netz wird mit Astroturfing mittlerweile das organisierte Auftreten bezahlter Poster bezeichnet. Paradebeispiel hier ist die chinesische Fifty-Cent-Party. In Deutschland wird dieser zweifelhafte Job hauptsächlich von Heimarbeitern der parteinahen Stiftungen besorgt. In heimischen Polit-Foren sind besonders die "KAS-Poster" gefürchtet (Konrad-Adenauer-Stiftung). Aber auch die "Feind-Beobachter" der grünen Heinrich-Böll-Stiftung beschränken sich nicht aufs Beobachten. Im debattenfreudigen englischen Sprachraum empfindet man das als Zensur und diskutiert angeregt die Grenzen zwischen Astroturfing als akzeptierter PR-Taktik und Zensur als politischem Kampfbegriff. "Zensur" ist in China ohnehin ein Unwort, im Westen aber durchaus noch nicht verbraucht. Individuelle Freiheitsrechte gegen "KAS-Kasper" und "Böll-Böller" einzufordern, ist nie so ganz verkehrt. (http://www.chinavortex.com/2008/07/american-astroturfing-vs-chinese-astroturfing/)
17-jul-08
Peking als Durchläufer: "Durchläufer" sind die unbeliebtesten Touristen, sie reisen privat an, laufen durch die Stadt und kaufen höchstens ein paar Flaschen Wasser. Eigentlich wollte ich Peking auch in Ruhe erkunden, aber die Preise dafür schienen mir unangemessen. Das staatliche Reisebüro wollte ab Changzhou 1600,- Euro, ein halb privater Veranstalter immer noch fast 1000,- Euro. So kaufte ich mir die Bahnfahrkarten selbst und kam auf gut Glück in einer Backpacker-Absteige am Hauptbahnhof unter. Da Hotels hier für Internet- Buchungen Mondpreise verlangen, muß man die Etablissements direkt anlaufen. Für die ganze Reise habe ich so etwa 200,- Euro ausgegeben. Trotzdem bin ich mit ganz dünner Geldbörse zurück gekommen, denn in Peking gibt es kaum noch Münzgeld. Da der Materialwert der Münzen mittlerweile größer ist als ihr Nennwert, werden sie anscheinend blitzschnell aus dem Verkehr gezogen und eingeschmolzen. Die Luftqualität in der Hauptstadt ist immer noch extrem schlecht. Nur an der Mauer in Badaling kam einmal die Sonne durch. Ming-Gräber, TienAnMen, Verbotene Stadt, Himmelstempel, Shoppingmeilen und Naturhistorisches Museum waren weitere Stationen. In Letzterem war der Eintritt sogar kostenlos - aber nicht umsonst. Die Schau ist durchaus modern und gepflegt. Was man nicht von allen Touristen-Attraktionen der Megacity sagen kann. Und einen Monat vor der Olympiade war der Sicherheitsaufwand schon enorm lästig. Sogar aus der aktuellen "Newsweek" war die Satire-Seite herausgerissen. Ossi muss aufpassen, damit er sich nicht wieder an den alten Sollbruchstellen abarbeitet.
07-jul-08
Der Jangtse bei Regen: mit dem Taxi fuhr ich abends vom Flughafen Chongqing zu drei Tagen Touristenzirkus auf die MS Fortune. Fast die Hälfte der Fahrgäste waren Chinesen. Hilfe - neureiche Chinesen, sind die jetzt auch schon auf den Urlauberschiffen der TUI? Beim Frühstück am nächsten Morgen dann die Überraschung: die sind ja total nett, leise, zuvorkommend, dezent und geschmackvoll gekleidet. Auch ihre Kinder sehen so sauber und zivilisiert aus. Ach so, das sind die Taiwanesen, die jetzt schon in Massen alle denkbaren Touristenziele des Festlands bevölkern. Dann ging es aber los, "Fragestunde" über das Dammprojekt. Ja klar, dem Jangtse-Delfin geht es nicht gut und der Jangtse-Stör kümmert in einem Nebenarm dahin, aber die Zahlen sind schon beeindruckend. Und das Erdbeben vom 12.5. hat der Damm auch überstanden. In Zigui hatte es eine Stärke von fünf Richterpunkten. Das Wasser in den Schleusenkammern schwappte heftig und gefährdte mglw. die Schleusentore. Nachmittags ein Ausflug in die "Geisterstadt" Fengdu. Vieles dort wurde während der Kulturrevolution zerstört und nur aus Sperrholz wieder zusammen gezimmert. Jetzt soll es wohl Religion karikieren - aber möglicherweise ist der dort vorgeführte Aberglaube das, was viele Chinesen wirklich glauben? Am nächsten Morgen bei Dauerregen Einfahrt in die Qutang-Schlucht, gleich danach in die Wu-Schlucht. In Badong Ausflug mit einer Fähre in den Nebenfluss Shennong. Gegen Abend wurde der Jangtse merklich ruhiger und breiter, ging in den neuen Stausee über. Dann im Nebel der Damm, es ging fünf Schleusenstufen hinab - und im Südosten des Landes gab es gerade wieder mal ein Erdbeben. Das Wasser schwappte aber nicht und so konnte am nächsten Morgen die Fahrt weitergehen, durch die Xiling-Schlucht nach Yichang. Muß man mal gesehen haben...
28-jun-08
Der Pate der ARD-Fernsehdramatik lud in die Kulturabteilung des Shanghaier Konsulats ein: Felix Huby las aus dem Buch zu seinem Tatort-Krimi "Bienzles schwerster Fall". Die Krimifolge wurde im Februar 2007 gesendet und huldigte einem perverversen Serien- Kindermörder im ohnehin schon geburtenschwachen Schwabenländle. Die Hauptfiguren stehen von Anfang an unter Strom - ein Ermittler foltert Verdächtige, der Pathologe brennt mit der jungen Frau des reifen Kommissars durch. Und doch ist das Ganze so langweilig, dass man sich spätestens nach 10 Minuten fragt, wann denn nun endlich die "Tagesthemen" anfangen. Hubys Stärke sind genauestens ausgeklügelte Charaktere wie Horst Schimanski, Max Palü oder eben Ernst Bienzle. Mit Höchstleistungs-Menschelei plus dickem Produktionsetat konnte er schon manchen Quotenhit einfahren. Und doch sind es zumeist Schlaumeiereien aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die dem geneigten Gebührenzahler da vorgesetzt werden. Und die überraschende Wendung ist fast totsicher, dass es doch der Butler war, aber der Gärtner hat alles gewusst, man kann es ihm nur nicht beweisen. Vor der Lesung habe ich ein wenig in den Büchern der Kulturabteilung geschmökert und ein Zitat von Günter Schabowski gefunden, für den "China schon immer die bessere DDR" war. Die DDR-Führung neigte ja seit 1953 zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Staatsvolk und hätte sich am liebsten ein anderes gewählt. Zweifellos das chinesische...
25-jun-08
Es gibt Reis Baby! Im Herbst 2009 präsentiert sich China auf der Frankfurter Buchmesse als Gastland. Die chinesische General Administration of Press and Publications (GAPP) und das deutsche Buchinformationszentrum Peking (BIZ) organisieren dafür ein Förderprogramm deutscher Übersetzungen chinesischer Titel. Eine erste Bewerbungsrunde endete gerade und man darf gespannt sein, welche belletristischen Werke gefördert werden und welche Übersetzungen dann auch wirklich gelingen. "20-30 Titel" sind jetzt in der engeren Wahl, wobei die chinesische Seite Exil-Schriftsteller ausschliesst und die deutsche Seite zur Eile drängt. So werden wohl eher Umweg-Übersetzungen aus dem Englischen zum Zuge kommen. Frauenliteratur und Post-Frauenliteratur werden ihre Quoten einfordern, das Sachbuch Talkshow-Problembewusstsein breittreten. Doch wenn nur drei bis vier wirklich (neue-gute-interessante) Werke den Sprung nach Deutschland schaffen, wird das ein Fest für das geistig verarmte und emotional ausgehungerte Ex-Leseland.
6. Am Mittwoch auf der Rückfahrt nach Lhasa dann das Thema Modernisierung. Die Tibeter haben eine moderne Sprache und Schrift mit richtigen Buchstaben, technisch und mental sind sie aber anscheinend irgendwann um 1960 stehen geblieben. Die chinesische Brutalo- Modernisierung ist nicht die Ihre, folglich können sie auch nicht den Wohlstands- Patriotismus der Han-Chinesen entwickeln. Strafverschärfend kommt hinzu, dass die Führung in Peking wohl keine durchdachte Nationalitätenpolitik mehr zu haben scheint. Irgendwer im Politbüro führt noch eine Strichliste: soundso viele tausend Aufstände niedergeschlagen, soundso viele Tote... Ein Land, zwei Systeme? Das wären dann schon vier Systeme, denn die Hongkonger ticken anders als die Taiwanesen und eine feudale Theokratie in Tibet fehlte gerade noch in dieser Sammlung. Der Dalai Lama müsste sich freilich auch bewegen und eine Trennung von Kirche und Staat akzeptieren. Was wohl der Knackpunkt wird, lässt der heilige Mann doch auf seine weltliche Kompetenz nichts kommen. Jede Schlaumeierei bei Fernseh- Pfarrer Fliege, Mr. McCain oder der Kandesbunzlerin soll uns sagen: "Ich (Dalai Lama) habe die ultimative Politikfähigkeit und werde den Laden schon brummen lassen!" Dann fotografieren wir Yaks und Hunde gegen Entgeld und bewundern die tief liegenden Wolken auf mehr als 5.000 Meter Höhe. Gegen Nachmittag Rückkehr nach Lhasa, ich kaufe ein wenig für die Rückreise ein und finde ein Internet-Café. Dort lese ich, dass auch schon zwei Journalisten hier waren, unter ihnen Kathleen McLaughlin, die ein nettes Lhasa-Tagebuch in der FEER geschrieben hat, Zitat: "Life appears to be slowly getting back to some form of normal... In other words, things are calmed but not healed." So isses! (http://www.feer.com/politics/2008/july/lhasa-diary)
30-jul-08
5. Am Dienstag Morgen führt uns die Reise bei Dauerregen weiter nach Gyantse. Auf dem Weg sehen wir schon lange vorher die beeindruckende Festung Dzong hoch über dem Ort. Gyantse ist die drittgrößte Stadt Tibets, das Kloster Chorten mit der Stupa Kumbum wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Der gesalzene Yakbutter-Tee schmeckt wirklich so, wie er aussieht. Am Nachmittag schauen wir uns das örtliche Pferderenn-Festival an, das mit einem religiösen Fest verbunden ist, bei dem für gute Ernten gebetet wird. Ich schwatze mit einer jungen Dame, die ein sehr gutes Englisch spricht. Nein, mit der Luft habe ich keine Probleme, muss nur ein paar mal mehr durchatmen. Als sie hört, dass ich aus Deutschland komme, lobt sie die Bundeskanzlerin. Ich versuche ihr zu erklären, dass Europäer die Tibet-Problematik meist als Projektionsfläche für eigene Befindlichkeiten nutzen. Die Kanzlerin zum Beispiel hat mit dem Dalai Lala in ihrer Wohnküche Händchen gehalten, während der Außenminister ein flammendes Bekenntnis zur Ein-China-Politik abgegeben hat. Kritische Blicke treffen mich - was du nur wieder politisierst! Nach dem offiziellen Teil mit Siegerehrungen und Ansprachen gibt es ein Kulturprogramm, mit Tanzgruppen, Sängern und Comedy. Der Rückweg gestaltet sich etwas schwierig, weil etliche protzige Geländewagen auf der staubigen Piste wild hupend durch die Menge pflügen. Ich finde das wieder typisch chinesisch, auch dass Fußgänger am untersten Ende der Hack- und Rangordnung stehen. Vor dem Hotel dann Hummer-Parade, von reichlich Polizei bewacht. Diese affigen SUVs müssen entweder als Dienstwagen angeschafft worden sein oder wurden als Privatentnahme aus einem Firmenvermögen finanziert, Bestechungsgeschenke in der Größenordnung sind heute doch eher selten? Der Kollege sagt es abhörsicher: "Sup deck vull un frett deck dick und hol din Muul von Polletik!" (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/tibet)
30-jul-08
4. Montag Morgen fahren wir sechs Stunden mit dem Kleinbus von Lhasa nach Shigatse und fühlen uns wieder beobachtet, diesmal von einer kleinen Kamera über dem inneren Rückspiegel. Die übertragen bestimmt alles, was wir sagen, life und in Farbe in den nächsten Stasi-Bunker! Es regnet ausdauernd. Als wir von einem Pi-Break (Pinkelpause) zurückkehren, ist die Kamera mit schwarzer Folie abgeklebt. Die Folie ist bestimmt halb durchlässig! Ist sie nicht und die Kamera war auch nur an einen Videorecorder mit Endlosband angeschlossen. Voriges Jahr waren vier Millionen Touristen in Lhasa, der Kleinbus war im Dauereinsatz und die Betreiber wollten gerne wissen, von wem das Erbrochene und die Brandflecken auf den Polstern stammten. Dieses Jahr sind gerade mal ein paar Dutzend Besucher hier. Man kennt sich persönlich und trifft sich immer wieder, den dänischen Althippie mit der grauen Mähne und die Engländerinnen mit der betonharten Dauerwelle. Wir lernen noch ein wenig Tibetisch: Hallo heißt TashiDelek und Danke ThoQiQe. Klingt wie XièXiè (Danke auf Chinesisch). Ein Bettler an einem Toilettenhäuschen gibt mir die Münzen wieder zurück, er nimmt nur Scheine. Auch das zahlreiche und unqualifizierte Personal in tibetischen Supermärkten scheint auf eine Sinisierung hin zu deuten. Stets sind nur wenige Kassen geöffnet und die Kassiererinnen prüfen ganz langsam die Echtheit jedes einzelnen Geldscheins. Shigatse liegt über 3900 m hoch und ist die zweitgrößte Stadt Tibets. Das Kloster TaShiLunPo wurde 1447 erbaut und war als Residenz der Panchen Lama das zweite Machtzentrum der Theokratie. Heute ist der junge Herr zur Polit-Schulung in Peking.
30-jul-08
2. Am Samstag pilgern wir zum Potala-Palast, der wiederum nur durch eine Sicherheitsschleuse zu erreichen ist. Eine Tube Sonnencreme und sämtliche Wasserflaschen werden beschlagnahmt. Der Potala war die Winterresidenz des Dalai Lama und der Blick von oben über die Stadt ist einmalig. Mittagessen im Lhasa-Kitchen, dann der Jokhang Tempel, das größte Heiligtum der Tibeter. Als Eintrittskarte gibt es eine kleine Computer-CD-Karte. Einige Mönche scheinen Computerfreaks zu sein. Ihre Website http://www.jokhang.com/ wird in China blockiert, obwohl die frommen Männer dort die Zugehörigkeit Tibets zu China betonen. Interessant auch das Bild des Dalai Lama vor der roten chinesischen Flagge. Das Umrunden des Jokhang-Tempels im Uhrzeigersinn soll dem Pilger Karma-Pluspunkte für die eigene Wiedergeburt bringen und ist gleichzeitig eine Art ständige Montagsdemo. Grün Uniformierte in Kompaniestärke marschieren gerne durch die Menge und schwarz Uniformierte stehen alle paar Dutzend Meter auf Beobachtungsposten und verbieten Touristen das Fotografieren. Hier findet man rasch englisch sprechende Gesprächspartner, aber auch jede Menge "Spys", die diese dann wieder verstummen lassen. Dalai Lama und Panchen Lama sind hier so sehr in aller Munde, dass meist in Abkürzungen von ihnen gesprochen wird. Wir erfahren von den Tagen vor dem "Riot", als friedliche Demonstrationen von den Sicherheitskräften geduldet wurden. Die Demonstranten sollen ihre Grenzen dann immer mehr ausgetestet haben, bis schließlich halb Lhasa brannte. Und - Pßßßt! - das Lhasa-Kitchen soll völlig mit Mikrofonen verwanzt sein. Macht nichts, da müssen die Genossen erst einmal unsere verschiedenen österreichischen und mitteldeutschen Dialekte entschlüsseln. Für Englischsprachige ist es hart, dass plötzlich ein seltsames Deutsch die Verständigungssprache ist. Auch Niederländer und Italiener sprechen plötzlich gut Deutsch, sie geben es nur nicht gerne zu. Die wesentlichen Informationen werden ohnehin beim Frühstück ausgetauscht, wo ohrenbetäubender Tibet-Pop das Abhören einigermaßen unmöglich macht. Überhaupt scheinen Tibet-Touris leidenschaftliche Frühaufsteher zu sein - man könnte ja etwas verpassen.
30-jul-08
1. Meine Reise nach Lhasa beginnt am Freitag Morgen um 8.10 Uhr mit einem Flug von Shanghai nach Xi'an. Dazu muß ich mir selbst ein Hotel in Flughafennähe suchen, denn den teuren halbstaatlichen Reiseveranstalter interessiert natürlich nicht im geringsten, wie ich früh um 6.00 Uhr nach Pudong komme. In Xi'an werde ich nicht in den Transitbereich gelassen, sondern muss erneut einchecken und durch die Sicherheitsschleusen. Hier geht es nicht weiter, denn der halbseidene Reiseveranstalter hat nur eine einzige Tibet-Permit-Liste anfertigen lassen und die trägt jetzt ein anderer Reiseteilnehmer im Transitbereich mit sich herum. Schließlich macht sich ein netter Angestellter auf die Suche nach meinem "Permit", wofür er selbst erst einmal auf Waffen und Sprengstoff durchsucht werden muss. Der nette Angestellte findet den Listenbesitzer zwischen Ständen mit Viagra und chinesischen Propaganda-Broschüren. Ich darf in die Sicherheitsschleuse, wo meine Zahnpasta-Tube gnadenlos ausgequetscht wird. Der Rucksack muß noch auf Sprengstoff durchschnüffelt werden, doch die Schnüffelmaschine ist kaputt. Mein Rucksack wird noch eine Weile argwöhnisch beobachtet und dann doch wieder freigelassen. Endlich sitze ich im Flieger nach Tibet. Nachmittags Ankunft in Lhasa, es ist angenehm kühl. Der Guide hängt uns die weißen Begrüßungs-Schals um und ist offensichtlich erleichtert, dass wir keine ideologisierten Hobby-Tibetologen sind, sondern Werktätige aus Shanghai und Umgebung. Die Fahrt in die Stadt ist schon wieder Belohnung. Die beiden Flüsse führen Hochwasser, wir halten bei einem in den Felsen gemeißelten Buddha. Untergebracht sind wir im alten ShangBaLa-Hotel, wo schon James Hilton an seinem ShangRiLa-Mythos werkelte. Wir bummeln über die Barkhor-Straße und den Markt. Ich habe leichte Kopfschmerzen und schlafe nur schwer ein. (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/tibet)
17-jul-08
Astroturfing: Im PR-Geschäft ist Astroturfing das Vortäuschen einer Basis-Initiative, einer Graswurzel-Bewegung ehrlicher Privatpersonen, die für eine bestimmte Sache eintreten. Bekanntestes Beispiel für Astroturfing ist wohl die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) der Metall-Arbeitgeber. Im Netz wird mit Astroturfing mittlerweile das organisierte Auftreten bezahlter Poster bezeichnet. Paradebeispiel hier ist die chinesische Fifty-Cent-Party. In Deutschland wird dieser zweifelhafte Job hauptsächlich von Heimarbeitern der parteinahen Stiftungen besorgt. In heimischen Polit-Foren sind besonders die "KAS-Poster" gefürchtet (Konrad-Adenauer-Stiftung). Aber auch die "Feind-Beobachter" der grünen Heinrich-Böll-Stiftung beschränken sich nicht aufs Beobachten. Im debattenfreudigen englischen Sprachraum empfindet man das als Zensur und diskutiert angeregt die Grenzen zwischen Astroturfing als akzeptierter PR-Taktik und Zensur als politischem Kampfbegriff. "Zensur" ist in China ohnehin ein Unwort, im Westen aber durchaus noch nicht verbraucht. Individuelle Freiheitsrechte gegen "KAS-Kasper" und "Böll-Böller" einzufordern, ist nie so ganz verkehrt. (http://www.chinavortex.com/2008/07/american-astroturfing-vs-chinese-astroturfing/)
17-jul-08
Peking als Durchläufer: "Durchläufer" sind die unbeliebtesten Touristen, sie reisen privat an, laufen durch die Stadt und kaufen höchstens ein paar Flaschen Wasser. Eigentlich wollte ich Peking auch in Ruhe erkunden, aber die Preise dafür schienen mir unangemessen. Das staatliche Reisebüro wollte ab Changzhou 1600,- Euro, ein halb privater Veranstalter immer noch fast 1000,- Euro. So kaufte ich mir die Bahnfahrkarten selbst und kam auf gut Glück in einer Backpacker-Absteige am Hauptbahnhof unter. Da Hotels hier für Internet- Buchungen Mondpreise verlangen, muß man die Etablissements direkt anlaufen. Für die ganze Reise habe ich so etwa 200,- Euro ausgegeben. Trotzdem bin ich mit ganz dünner Geldbörse zurück gekommen, denn in Peking gibt es kaum noch Münzgeld. Da der Materialwert der Münzen mittlerweile größer ist als ihr Nennwert, werden sie anscheinend blitzschnell aus dem Verkehr gezogen und eingeschmolzen. Die Luftqualität in der Hauptstadt ist immer noch extrem schlecht. Nur an der Mauer in Badaling kam einmal die Sonne durch. Ming-Gräber, TienAnMen, Verbotene Stadt, Himmelstempel, Shoppingmeilen und Naturhistorisches Museum waren weitere Stationen. In Letzterem war der Eintritt sogar kostenlos - aber nicht umsonst. Die Schau ist durchaus modern und gepflegt. Was man nicht von allen Touristen-Attraktionen der Megacity sagen kann. Und einen Monat vor der Olympiade war der Sicherheitsaufwand schon enorm lästig. Sogar aus der aktuellen "Newsweek" war die Satire-Seite herausgerissen. Ossi muss aufpassen, damit er sich nicht wieder an den alten Sollbruchstellen abarbeitet.
07-jul-08
Der Jangtse bei Regen: mit dem Taxi fuhr ich abends vom Flughafen Chongqing zu drei Tagen Touristenzirkus auf die MS Fortune. Fast die Hälfte der Fahrgäste waren Chinesen. Hilfe - neureiche Chinesen, sind die jetzt auch schon auf den Urlauberschiffen der TUI? Beim Frühstück am nächsten Morgen dann die Überraschung: die sind ja total nett, leise, zuvorkommend, dezent und geschmackvoll gekleidet. Auch ihre Kinder sehen so sauber und zivilisiert aus. Ach so, das sind die Taiwanesen, die jetzt schon in Massen alle denkbaren Touristenziele des Festlands bevölkern. Dann ging es aber los, "Fragestunde" über das Dammprojekt. Ja klar, dem Jangtse-Delfin geht es nicht gut und der Jangtse-Stör kümmert in einem Nebenarm dahin, aber die Zahlen sind schon beeindruckend. Und das Erdbeben vom 12.5. hat der Damm auch überstanden. In Zigui hatte es eine Stärke von fünf Richterpunkten. Das Wasser in den Schleusenkammern schwappte heftig und gefährdte mglw. die Schleusentore. Nachmittags ein Ausflug in die "Geisterstadt" Fengdu. Vieles dort wurde während der Kulturrevolution zerstört und nur aus Sperrholz wieder zusammen gezimmert. Jetzt soll es wohl Religion karikieren - aber möglicherweise ist der dort vorgeführte Aberglaube das, was viele Chinesen wirklich glauben? Am nächsten Morgen bei Dauerregen Einfahrt in die Qutang-Schlucht, gleich danach in die Wu-Schlucht. In Badong Ausflug mit einer Fähre in den Nebenfluss Shennong. Gegen Abend wurde der Jangtse merklich ruhiger und breiter, ging in den neuen Stausee über. Dann im Nebel der Damm, es ging fünf Schleusenstufen hinab - und im Südosten des Landes gab es gerade wieder mal ein Erdbeben. Das Wasser schwappte aber nicht und so konnte am nächsten Morgen die Fahrt weitergehen, durch die Xiling-Schlucht nach Yichang. Muß man mal gesehen haben...
28-jun-08
Der Pate der ARD-Fernsehdramatik lud in die Kulturabteilung des Shanghaier Konsulats ein: Felix Huby las aus dem Buch zu seinem Tatort-Krimi "Bienzles schwerster Fall". Die Krimifolge wurde im Februar 2007 gesendet und huldigte einem perverversen Serien- Kindermörder im ohnehin schon geburtenschwachen Schwabenländle. Die Hauptfiguren stehen von Anfang an unter Strom - ein Ermittler foltert Verdächtige, der Pathologe brennt mit der jungen Frau des reifen Kommissars durch. Und doch ist das Ganze so langweilig, dass man sich spätestens nach 10 Minuten fragt, wann denn nun endlich die "Tagesthemen" anfangen. Hubys Stärke sind genauestens ausgeklügelte Charaktere wie Horst Schimanski, Max Palü oder eben Ernst Bienzle. Mit Höchstleistungs-Menschelei plus dickem Produktionsetat konnte er schon manchen Quotenhit einfahren. Und doch sind es zumeist Schlaumeiereien aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die dem geneigten Gebührenzahler da vorgesetzt werden. Und die überraschende Wendung ist fast totsicher, dass es doch der Butler war, aber der Gärtner hat alles gewusst, man kann es ihm nur nicht beweisen. Vor der Lesung habe ich ein wenig in den Büchern der Kulturabteilung geschmökert und ein Zitat von Günter Schabowski gefunden, für den "China schon immer die bessere DDR" war. Die DDR-Führung neigte ja seit 1953 zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Staatsvolk und hätte sich am liebsten ein anderes gewählt. Zweifellos das chinesische...
25-jun-08
Es gibt Reis Baby! Im Herbst 2009 präsentiert sich China auf der Frankfurter Buchmesse als Gastland. Die chinesische General Administration of Press and Publications (GAPP) und das deutsche Buchinformationszentrum Peking (BIZ) organisieren dafür ein Förderprogramm deutscher Übersetzungen chinesischer Titel. Eine erste Bewerbungsrunde endete gerade und man darf gespannt sein, welche belletristischen Werke gefördert werden und welche Übersetzungen dann auch wirklich gelingen. "20-30 Titel" sind jetzt in der engeren Wahl, wobei die chinesische Seite Exil-Schriftsteller ausschliesst und die deutsche Seite zur Eile drängt. So werden wohl eher Umweg-Übersetzungen aus dem Englischen zum Zuge kommen. Frauenliteratur und Post-Frauenliteratur werden ihre Quoten einfordern, das Sachbuch Talkshow-Problembewusstsein breittreten. Doch wenn nur drei bis vier wirklich (neue-gute-interessante) Werke den Sprung nach Deutschland schaffen, wird das ein Fest für das geistig verarmte und emotional ausgehungerte Ex-Leseland.
stulli - 25. Sep, 13:41