Donnerstag, 25. September 2008

Sicherungskopie 1

18-mär-08

Was ist los in Tibet? Die Vorbereitungen fuer die Propaganda-Schlacht um die Olympischen Spiele laufen. Darunter zu leiden haben bisher nur die Han-Chinesen in Tibet, die vom Mob gepruegelt, gepluendert, vertrieben oder gar ermordet werden. Und alles zielt darauf ab, dass im Sommer moeglichst jeder Athlet, Offizielle oder Peking-Besucher zum Traeger neoliberaler Regime-Change-Propaganda gemacht werden soll: auf der einen Seite der chinesische Staatsapparat mit seiner Ein-China-Doktrin, auf der anderen Seite westlicher Geheimdienst-Schmuddel und blutiges Abenteurertum. Das Ganze ist so vorhersehbar wie ein von der Berliner Wettmafia gekauftes Fussballspiel.

17-mär-08

Den Streit um die neue deutsche Rechtschreibung kann man hier niemandem erklaeren. Das ist, als wenn in Deutschland ein Sack Weizen umfaellt. Jedenfalls dauerte der Streit von 1989 bis 2006 und durchgesetzt haben sich die Warlords vom Deutschen Rechtschreibrat. (http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/) Auf deren Webseite stehen die Regeln und das neue Woerterverzeichnis. Wenn man dann noch die Rechtschreib-Korrektur seines Schreibprogramms auf 'neue Rechtschreibung' umstellt, ist auch diese Anforderung gemeistert. That's it!

13-mär-08

Schlag nach bei Lenin: Was meinte Will Hutton eigentlich mit seinem gerne zitierten Wort vom "Leninistischen Korporatismus" (Die Zeit Nr. 11 vom 08.03.2007), der angeblich in der VR China herrsche? Das Wort Korporatismus ist nicht sonderlich aussagekräftig, es wird genau so auch für die Schweiz und verschiedene Diktaturen verwandt. Und in 'Staat und Revolution' polemisiert der Genosse Wladimir Illjitsch zwar ausgiebig mit Kautsky, verneint aber gerade die Vorbildrolle der großen Eisenbahn-Verwaltungen. Der Staat müsse ein ganz neuer werden und Lenin schuf die zentralen Institutionen des Sowjetstaates ohne erklärtes Vorbild und auch ohne hinterlassene Theorie. Man müsste in sowjetrussischen Dekreten und Zeitungsartikeln danach suchen. Vorbilder in den Hinterköpfen der Revolutionäre waren mglw. die zaristische Armee und dann doch Bahn und Post mit ihren Beamtenhierarchien und Befehlsketten. Hutton meinte wohl eher den Korporatismus des neuen Staates, der sich in China spätestens seit den 60-er Jahren kräftig vom russischen Vorbild emanzipierte...

12-mär-08

Die "Deutsche Welle" ist das Letzte! Da kurbelt man mühsam am Weltempfänger, um nach getaner Arbeit ein paar netten Stimmen aus der Heimat zu lauschen und was muß man hören? Ausschnitte aus Verlautbarungs-Talkshows, die der hessischen Landes-SPD vorschreiben wollen, was sie zu tun und zu lassen hat. Und der Kommentator ist anscheinend Sado-Monetarist, er freut sich heute noch über die Mehrwertsteuer-Erhöhung von Anfang 2007. Da gucke ich lieber chinesisches Fernsehen, das ist zwar auch politisch ausgerichtet, aber wenigstens lustig.

08-mär-08

Zwei Wochen in China und allmählich stellen sich erste Erfahrungen ein: das Mineralwasser mit dem Kosmonauten auf dem Etikett ist das Beste und chinesisches Mensaessen ist deutlich vielfältiger und frischer als deutsches. Diese Woche habe ich auch mein endgültiges Zimmer im Wohnheim bezogen. Die Hochschule hat ziemlich investiert, Kühlschrank, Waschmaschine, Riesenfernseher, Kochplatte, Mikrowelle, Bett und Heißwasserbereiter neu gekauft, sogar einen eigenen Reiskocher habe ich jetzt - was man hier so braucht. Mein Unterricht ist noch nicht ganz optimal, ich arbeite daran. Selbst gelernt habe ich inzwischen, vor dem Sprechen einzuatmen und die Tonhöhe am Satzende zu verändern: bei Aussagesätzen absenken und bei Fragesätzen anheben. Lernen durch lehren, wie bei den Neulehrern nach 1945...

03-mär-08

Ich hab`s gewagt. Es begann mit einem Gründerlehrgang, den mir die ARGE (a german public authority to support the jobless) spendiert hatte. Im "profiling" klumpte sich dann eine "Geschäftsidee" als Übersetzer und Gestalter für Gebrauchsanweisungen, Kataloge u. s. w. von Importprodukten aus Billigländern heraus. Ich surfte los, rannte herum und zog auch zwei winzige Aufträge an Land, dann war der Lehrgang zu Ende und ich saß wieder zu Hause. Im Internet hatte ich Vicki, eine chinesische Arbeitsvermittlerin kennengelernt, die schieb sinngemäß: ihr jammert dort herum und hier werden sie gebraucht! Die FH Changzhou z. B. suche "native" Deutschlehrer, 160 km von Schanghai entfernt, gemäßigtes Klima, modernes Campusgelände, eigenes Zimmer im Ausländerwohnheim, für chinesische Verhältnisse gute Bezahlung und touristisch werde auch vieles möglich gemacht. Sie kümmerte sich darum und nun bin ich hier. Danke Vicki!

Sicherungskopie 2

14-mai-08

Von dem Beben las ich zuerst Montag Abend auf der Webseite von Shanghai Daily. Selbst hatte ich gar nichts gemerkt, nutzte eine Freistunde zum Fensterputzen. Die 40 hier empfangbaren Fernsehkanäle berichten umfassend und auf den Titelseiten der Zeitungen sind die schon aus dem Netz bekannten Fotos: Premierminister Wen Jiabao mit Megafon am Betonloch, Stadtviertel in Trümmern. Im Fernsehen stehen Menschen Schlange, um 100-Yuan-Scheine in rote Kästen zu werfen, die wie Wahlurnen aussehen. Man sieht massenhaft Baufahrzeuge und einige Transporthubschrauber, Blutspender auf ihren Liegen. Die Helfer wirken professionell und diszipliniert, die Berichterstattung scheint sachlich und zurückhaltend zu sein. Ein chinesischer Analyst der Deutschen Bank empfindet die ökonomischen Auswirkungen des Erdbebens als nur begrenzt: "The epicenter of the quake, Wenchuan County in Sichuan Province, is a mountainous area with limited industrial and agricultural production." Dort könnten die Lebensmittelpreise überdurchschnittlich steigen, auch die Börsenpreise für Baustoffe und Erze reagieren. Insgesamt kaum mehr als ein "brief break" für das Boomland. (Shanghai Daily 14.05.) Über die Auswirkungen der Katastrophe auf die politische Großwetterlage spekulieren nur die Westmedien, ich behalte es auch mal für mich...

07-mai-08

Die ARGE hat gezahlt: die Armutsverwaltung von Halle/S. hat mir den Höchstsatz der Hartz-IV-Mobilitäts-Beihilfe auf mein deutsches Sparkonto überwiesen. Nun wurde also auch meine Arbeitskraft mit Hilfe von Staatsknete exportiert. Das Flugticket hat zwar 70,- Euro mehr gekostet, aber die lege ich gerne drauf. Und stehe dazu - die Kellner auf den Donau-Dampfern, die einen rumänischen Arbeitsvertrag unterschreiben, bekommen auch den Höchstsatz. Andererseits finde ich es empörend: diese Ungeheuer verkaufen Landeskinder, wie einst der Landgraf von Hessen-Kassel. Doch während der "elende Menschenmakler" seinerzeit kräftig verdiente, macht der neoliberale deutsche Staat dabei Verlust. Zahlt bares Geld, verliert eine erfahrene und motivierte Arbeitskraft, einen fleißigen Konsumenten und vieles mehr. Doch keine Angst, ich komme wieder! Und dann wird abgerechnet!!!

24-apr-08

Mit dem Linienbus 302 fahre ich nachmittags ins Dinosaurierland Changzhou: das wurde im September 2000 eröffnet, es erstreckt sich über etwa 600 Hektar im Norden der Megacity und hat einiges zu bieten. Mehr als 30 Themen-Aufbauten wie Dinosauriernest, Urmenschen-Siedlung, Dino-Geisterbahn, Rhaptoren-Rutsche, Brontosaurier-Grill, Megalitisches Abenteuer, Jungsaurier-Rennen, eigenes Musical-Theater, Seelöwen-Dressur, futuristische Karussells und dicke Beton-Echsen an jeder Ecke. Im Dino-Museum sind über 50 echte Fossilien zu bewundern, Hallen für Messen, Ausstellungen und Events stehen bereit. Es gibt einen lebenden Panda, ein eigenes Hotel und Bimmelbahnen. Doch nicht nur die Attraktionen sind riesig, auch die Eintrittspreise sind megalithisch: 120 Yuan pro Erwachsenen, was für viele hier immer noch ein halbes Monatseinkommen ist. Auch für Langnase sind 12,- Euro ein merklicher Betrag, zumal er hier gerade mal so viel wie ein Hartz-Zögling verdient. Wobei jetzt viele Attraktionen umgebaut werden und um 17.00 Uhr werden ohnehin die Bürgersteige hochgeklappt. Die Pfauen werden in den Stall gescheucht, der einzige Panda eingesperrt und die Plüschtiere im Souvenir-Supermarkt werden auch in große Taschen gestopft und eingeschlossen. Nächstes Jahr fahre ich wieder nach Kleinwelka, da kostet der Eintritt nur 9,- Euro und die Pfauen machen Überstunden.

23-apr-08

Das China Europas: Gustav Horn nennt Deutschland heute in der FR "das China Europas". Und begründet das damit, dass die deutschen Arbeitskosten im vergangenen Jahr so gering gestiegen sind wie in keinem anderen EU-Staat. Tatsächlich sind die Löhne gegenüber den Lebenshaltungskosten in D-Land annähernd so kümmerlich wie in VR-China. Beide Volkswirtschaften gehören zu den weltweit schärfsten Klassengesellschaften mit Gini-Koeffizienten der Einkommen von real ca. 0,5 bis 0,6. Und die Einkommensscheren öffen sich rasant weiter. Denn die Funktionseliten beider Länder haben sich völlig der neoliberalen Ideologie verschrieben, die Normalbevölkerungen lehnen diese weitgehend ab. Sinkenden Einnahmen der privaten Haushalte schwächen die Binnenwirtschaft. Das lähmt Unternehmen, die hauptsächlich für den inländischen Markt produzieren. Volkswirtschaftliche Leistungsbilanz-Überschüsse sind Zeichen für zu niedrige Löhne in beiden Ländern. Der klassische Streik wird es wohl nicht richten - neue Arbeitskampf-Formen sind gefragt. Wobei letztere Schlussfolgerung nicht von Horn ist...

13-apr-08

Schanghai ist weniger Moloch als gedacht: der Huangpu ist eine Kloake, das Gewimmel nimmt kein Ende und in den Drinks ist zu viel Eis. Zwar sind mehr "Langnasen" auf den Straßen zu sehen, doch die werden sogleich erkannt und sollen falsche Rolex-Uhren kaufen. Ich habe ein französisches Baguette gekauft, Butter, Würstchen und Käse. Fehlt noch die Marmelade, keine watch, keine bags, auch keine Massage. Wie die nur erkannt haben, dass ich völlig verspannt war? An den Werbeansprachen merkt man, ob man in einer Touristengegend ist. Und Zweifel am Aussehen entstehen: sehe ich wirklich so bescheuert aus, dass die mir diesen Mist verkaufen wollen? Aber ich bin ja so ein Werbe-Kuli-Versteher, frage sie nach dem Weg. Sie zeigen in irgendeine Richtung, es ist ihnen völlig gleichgültig - wie den Normalchinesen auch. Die U-Bahn ist besser organisiert als in D-Land, man kauft ein Plastik-Ticket genau zur Zielstation, dort werden die Tickets eingesammelt, aufgeladen und wieder verkauft. So gibt es keine Kontrollorgien, wie jüngst auf Berliner S-Bahnhöfen, auch keine kontrollierenden Schlägertrupps wie in Halle. Das Schanghaier Shopping-Angebot ist nicht so toll, von den chinesischen Produkten brauche ich nichts wirklich. Es gibt eine Menge Importwaren weit über den Weltmarkt-Preisen, da bleibt nur Gucci-Gucki und Lolex-watchen. Westliche Zeitungen gibt es nicht, no Time, keine Zeit, nix TAZ-Furter Allgemeine Rundschau, no Newsweek, ist auch besser so. Das Expo-Maskottchen sieht irgendwie aus wie Birgit Breuel. Raucher müssen jetzt auch in China vor die Tür, nicht überall, aber im "Café de Coral".

09-apr-08

"Angst haben, keinen Job zu kriegen, Angst haben, Zeit zu verlieren, immer Angst haben!" Das sagt die kleine Trommlerin im Film "Meer is nich". Und wirklich kann man den gelasseneren Umgang mit den neoliberal/neokonservativen Grausamkeiten in Deutschland auch im Film sehen. Während "Schultze" noch im fernen Amerika an den Folgen seiner Vergiftung sterben mußte, bleiben die wackeren Handwerker von "Der Letzte macht das Licht aus" schon im Lande und wehren sich täglich. Die vier Girlies von "Meer is nich" gehen einen Schritt weiter und trommeln einfach mal was neues. Nun wäre die Singstimme dran, sprich die Literatur. Aber wahrscheinlich wird wieder der Film das Rennen machen, denn die Dichtung ist hoffnungslos desorientiert und zersplittert in Rest-Bürgerlichkeit, Popkram, postmoderne Plapperwerke und "relevanten Realismus".

06-apr-08

Langes Wochenende, heute ist Feiertag: "Tomb Sweeping Day", auch Qing Ming genannt, eine Art chinesischer Totensonntag mit extrem langer Tradition. Zum "Tag des Gräberfegens" versucht jeder, irgendwie zu Verwandten und Bekannten zu fahren, um dort die eigenen Ahnen hoch leben zu lassen. Den hier Gebliebenen bleibt nur das virtuelle Gräberfegen, z.B. auf www.netor.com oder www.hells-heaven.net Für mich bedeutete das bevorstehende lange Wochenende, den Unterricht in der letzten Stunde lockerer zu gestalten. Die Studenten hatten nach deutschen Filmen gefragt, aber mir fielen nur irgendwelche Hollywood-Schinken und Komiker-Schmonzetten ein. "Brothers Grimm" finde ich gut und "Schultze gets the blues". "Der Letze macht das Licht aus" fiel mir noch ein, aber auf der Internet-Seite des Films lies sich der Trailer nicht herunter laden. Verzweifeltes Googeln im Netz, gibt es ihn noch, den relevanten deutschen Film? Menschlich, erzählfreudig, bildgewaltig und auch wirklich in den Kinos? Verbohrte Stasi-Dramen und verfilmte Videospiele gibt es genügend, nur Qualität ist dünn gesäht. Schließlich habe ich doch noch zwei vorzeigbare deutsche Filme gefunden "Keinohrhasen" mit Til Schweiger und "Meer is nich". Alter amerikanischer Touristenspruch sagt: "In China you don’t learn about China, in China you learn about yourself."

26-mär-08

Spam-SMS: Seit ich ein chinesisches Mobiltelefon habe, darf ich mir immer wieder das nervige "Pling" ankommender SMS anhören, oftmals mitten in der Nacht. Heises Online-Dienst meint mit der "Focus Media Holding" den Schuldigen gefunden zu haben. Ich meine eher, es ist "China Mobile" selbst, das seine Kunden da so belästigt. Denn die Werbeflut begann wenige Tage nach der Anmeldung des "Handys". Geworben wird durchschnittlich viermal am Tag, meist für überteuerte Konsumentenkredite und nutzlose Versicherungen. Meine Nummer habe ich nur wenigen Lehrern und Studenten gegeben, dazu ein paar Leuten in Deutschland. Laut der Nachrichtenagentur Xinhua entschuldigte sich China Mobile für Schlupflöcher in der Betriebsführung. Sie hätten den Versand von Werbe-SMS an fast die Hälfte der chinesischen Mobilfunknutzer ermöglicht. Dafür scheinen chinesische Mailadressen weitgehend von Spam-Mails verschont zu bleiben, bei meiner neuen Mailadresse auf 163.com ist noch keine einzige Werbemail angekommen. Wo nichts zu holen ist...

21-mär-08

J-Pop-Fieber: In einer kleinen Ladenstraße wenige hundert Meter vom College entfernt wird gerade eine Kanalisation gebaut: Die Erde ist meterhoch aufgetürmt und Bauschutt liegt ziemlich wild herum. Doch die Läden haben alle geöffnet. Friseur-Salons werben hier mit lauter Popmusik, aus zwei Boxen dröhnt Ayus "Maria". In einem Plattenladen auf der Mall sehe ich später ein ganzes Regal Japanpop, im Preis etwa 20 Yuan pro Doppel-CD. Hitomi Shimanti, Hikaru Utada, Koda Kumi, Matsu Takako und eine Kompilation schleppe ich gleich davon. Alle in umweltschonenden Pressholz-Kästchen im edelen Design abwaschbarer Kantinentische. Im zweiten Plattenladen muß noch Ayumi Hamasakis neue Scheibe 'Guilty' mit. Im WalMart kann ich Mai Kuraki nicht widerstehen. Die Doppel-CDs sind Lizenzprodukte mit Hologramm, randvoll mit der Originalmusik des jeweiligen Künstlers. Dabei nimmt man es mit der Titelauswahl nicht so genau. So prangt auf dem Cover von Ayus 'Guilty' das bekannte Bild mit dem getigerten Kleid. Auf den Scheiben sind aber neben den 14 Songs vom Januar 2008 noch 17 ältere, ebenso schöne. Unterschätzt habe ich bisher Matsu Takako, in ihrer legeren Kleidung und mit dem großen Köter habe ich sie bisher für eine singende Schauspielerin gehalten. Doch ihre Balladen haben erkennbare Melodien, ihre Stimme ist ausdrucksvoll und vielfältig. Deshalb wohl ihre Beliebtheit hier, die Chinesen wissen, was gut ist. Jetzt muß ich mich mit Einkäufen sehr zurückhalten, um kein Fall für die Hotline "Deutsche in Not" zu werden.

19-mär-08

Gestern endete die Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses. Im Mammut-Parlament ging es hauptsächlich um Wirtschaftspolitik. Die offizielle Inflationsrate lag im Februar bei 8,7 %. Die Lebensmittelpreise stiegen durchschnittlich um 23,3 % gegenüber dem Vorjahr. Die Regierung will die Inflationsrate auf 4,8 % für das Jahr 2008 senken. Dem soll auch eine neue Struktur der Ministerien dienen, fünf sogenannte "Superministerien" sollen Lenkungsfunktionen bündeln. Allen ist klar, dass die chinesischen Arbeiter und Angestellten mehr als nur ein käftigen "Schluck aus der Lohnpulle" brauchen. Regelmäßige Lohnsteigerungen über der Inflationsrate sind dringend geboten. Doch Partei und Staat können nur mit Mindestlöhnen und Lohnerhöhungen in den Staatsbetrieben reagieren. Internationale Konzerne und der einheimische privat-korporatistische Sektor bräuchten starke Gewerkschaften, die regelmäßig mit harten Tarifforderungen auf der Matte stehen. Doch der chinesische Gewerkschaftsverband (ACGB) war bisher eher mit dem FDGB der DDR zu vergleichen. 60% der ausländischen Unternehmen weigern sich sogar, die staatsnahe Gewerkschaft überhaupt im eigenen Unternehmen agieren zu lassen. "Die chinesischen Gewerkschaften verstehen sich als Blumenvase von Partei und Regierung", ätzen West-Gewerkschaften wie die deutsche IG Metall. Wenigstens auf der Volkskongress-Tagung war der ACGB präsent. Funktionär Zhang Mingqim stellte eine Erhebung des ACGB vor, nach der 26 Prozent der chinesischen Arbeiter in den vergangenen fünf Jahren überhaupt keine Lohnerhöhung bekommen hätten. Es gibt viel zu tun ...

Sicherungskopie 3

22-jun-08

Sie sind verschwunden, die endlosen Schlangen von Lastwagen und schweren Baufahrzeugen an den Tankstellen. Der überfüllte Linienbus biegt nicht mehr zu seiner Betriebs-Tankstelle ab, um sich exakt 90 Liter Diesel für die nächsten zwei, drei Touren abzuholen. Geschlossene Tankstellen sieht man auch nicht mehr, denn Chinas Regierung hat am Donnerstag die Preise für Mineralöl-Produkte angehoben: für Benzin um 15 Prozent, für Diesel um 17 Prozent und für Flugbenzin um 25 Prozent. China subventioniert den Benzinpreis um etwa 50 Prozent und hat dadurch direkten Einfluss auf die Preise an den Zapfsäulen. Die meisten Experten hatten erwartet, dass die Regierung noch mehr subventioniert und die Preise unverändert lässt. Der Volkskongress hatte auf seiner Frühjahrstagung eine strikte Inflationsbekämpfung beschlossen und deshalb waren auch die Benzinpreise eingefroren worden. Nun schnellt die Inflationsrate also wieder in die Höhe und die Menschen kaufen säckeweise Reis und andere Grundnahrungsmiittel, die nun zweifellos auch wieder teurer werden. Für die pseudo-privaten chinesischen Mineralöl-Großhändler ist die Spekulation aufgegangen. Es wird erwartet, das sie ihre hohen Lagerbestände an Kraftstoffen nun zügig abbauen und so für Entspannung auf dem internationalen Rohölmarkt sorgen. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur wächst die Ölnachfrage in Asien jährlich um etwa drei Prozent. Ohne Asien würde die weltweite Nachfrage sinken, denn Energie-Sparen ist hier immer noch ein Fremdwort.

14-jun-08

Dass die Iren den EU-Vertrag ablehnen würden, war keineswegs sicher. Die EU hatte ihnen einen Wirtschafts-Aufschwung beschert, Nordirland befriedet und eine Menge Wahlgeschenke verteilt. Entscheidend war wohl das Gefühl, einen "alten Text im neuen Umschlag" abnicken zu sollen. Die neoliberalen Dogmen Privatisierung, Sozialdumping und Aufrüstung sollten als "Verfassung durch die Hintertür" in Beton gegossen werden. Die aggressiven Gesten Frankreichs und Merkel-Deutschlands gegen China hatten wohl auch außenpolitische Ängste geweckt. Nun schwadronieren die Nachrichtenportale, wie man die Wahlbürger sofort wieder betrügen könnte. Denn letztlich nährt das Wahlergebnis von Dublin nur die Illusion, dass Wahlen etwas ändern könnten.

12-jun-08

China und Deutschland sind nicht nur abwechselnd Export-Weltmeister, beide streiten sich auch um den Titel Exportüberschuss-Weltmeister. Der Leistungsbilanzsaldo der Welt ist immer genau Null. Das heißt, wo es Überschüsse gibt, muss es auch Defizite geben - also Länder, die sich für ihre Importe verschulden. Das Außenhandels-Defizit der USA ist gewaltig, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien sind die größten europäischen Schuldner Deutschlands. Und es ist nicht zu erwarten, dass diese Schulden je zurückgezahlt werden. Im Dollarraum wird das Problem eh durch Abwertung gelöst, die anderen EU-Länder schlittern in ausweglose wirtschaftliche und innenpolitische Krisen. Durch Frankreich geht gerade eine Welle der Deindustrialisierung. Die deutschen Exportgewinne fließen in private Taschen, die Verluste müssen durch staatliche Leistungen in der EU-Krisenbekämpfung und Transfers in Sozialsysteme aufgefangen werden. Lohndumping und der damit verbundene Verzicht auf Binnenkonsum haben die Deutschen weichgeklopft. Nur das Märchen von einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaft wird man ihnen nicht noch einmal erzählen können.

09-jun-08

Dieser Montag ist Drachenboot-Feiertag. Am Wochende konnte man mit putzigen Ruderbooten um die Wette fahren und anschließend die Geselligkeit pflegen. Doch wo liegt da der tiefere Sinn? Das Drachenboot-Festival gedenkt des treuen Beamten Qu Yuan, der 340 bis 278 v.Ch. im Staate Chu wirkte. Qu Yuan zeichnete sich durch politisches Geschick aus und dichtete auch. Dann fiel er beim König in Ungnade und mußte mit ansehen, wie unfähige Nachfolger den Staat Chu herunter wirtschafteten, bis ein mächtiger Nachbarstaat in Chu einfiel. Verzweifelt stürzte sich Qu Yuan in den Fluss Mi-Lo. Die biederen Fischer von Chu versuchten ihn mit ihren Booten zu retten. Sie schlugen Trommeln und Gongs. Andere warfen in Bambusblätter gewickelte Reisklöße in den Fluss. Damit sollten Drachen und Fische davon abgehalten werden, den Körper Qu Yuans zu fressen. Seit 2286 Jahren wird nun jeweils an seinem Todestag des getreuen Beamten und der guten alten Zeiten gedacht. Für die Ruderwettkämpfe werden spezielle Drachenboote verwendet, mit Kopf und Schwanz des Drachen. Jener mythischen Kreatur, die als Beherrscherin der Gewässer und des Regens verehrt wird. Jedes Jahr werden seine Augen neu aufgemalt - der Drache erwacht und eventuelle böse Geister haben keine Chance mehr.

06-jun-08

Dietmar Dath hat bei Suhrkamp einen Essay "Maschinenwinter" herausgebracht, in dem er immer noch versucht, die Probleme der Maschinenstürmer zu lösen. Soll man auf den Computer verzichten und neoliberale Ideologie wieder mit der Gänsefeder auf handgeschöpftes Bütten kritzeln? Dabei bedient sich der FAZ-Feuilletonist Dath eines sonderbar altbackenen Polit-Jargons. "Lenin 2.0" albert darüber die TAZ. (6.6.08) Das Feuilleton streite für den Sozialismus: "Maschinenwinter" fordere auf, zu einer sozialistischen Demokratie voranzuschreiten. Dabei rennt Dath nur dem linkstönenden Zeitgeist hinterher. Was kann er dafür, dass die letzte FAZ-kompatibele Sprache dafür von Herrmann Kant und Peter Hacks stammt? Die linkstönende Mehrheit muß eben ihr Vokabular erst noch kodifizieren, solange soll es der Sound der umgewickelten DDR-Medien tun. All das verdanken diese FAZ-kes großkoalitionärer Kriegstreiberei plus Hartz-bürokratischem Sozialraub. Eigentlich müßte Ex-Kanzler Schrödtler in Shanghai nicht Einstein, sondern Peter Hartz einen Denkmal-Nischel setzen...

03-jun-08

Olympische Ölblase? Die Finanzberater von Lehman Brothers haben eine ihrer Studien „Oil dotcom“ genannt - ein Vergleich mit der Spekulationblase der Internet-Firmen, die 2000 geplatzt war. Die Marktanalysten verhalten sich wieder einmal irrational - die Verbraucherländer zahlen und subventionieren jeden Preis. Zusätzlich importiert die VR China große Ölmengen, um Lagerbestände für die Olympischen Spiele aufzubauen. Die Gebrüder Lehman stellen die These auf, dass "sich ein Teil der Nachfrage schlicht im Medaillenregen auflösen" wird und spätestens dann die Blase platzt. Noch geht das Leiden weiter, die Schlangen an den Tankstellen, die Mobilitätseinschränkungen, der weltweite Konsumverzicht bei Grundnahrungsmitteln bis hin zum Hunger. Dabei ist es schwer einzusehen, weshalb man für ein mäßig interessantes Sportfest derartige Ölvorräte horten muss?

31-mai-08

Der "gute Populismus": als sein Erfinder gilt der australische Premierminister Kevin Rudd. Er unterzeichnete doch noch das Kyoto-Protokoll, entschuldigte sich bei den Ureinwohnern und machte den Midnight-Oil-Sänger Peter Garrett zum Umweltminister. Barack Obama und seine „Politik der Hoffnung“ kann man zweifellos dem "guten Populismus" zurechnen. Auch die neuseeländische Premierministerin Helen Clark zeigt ihre schlechten Zähne häufig im chinesischen Fernsehen. Kevin Rudd ist ein Bakkalaurus der Asien-Wissenschaften und spricht Chinesisch. Er brachte den "guten Populismus" zuerst nach Beijing. Überflügelt wurde er inzwischen von Wu Poh-hsiung, dem Kuomintang-Vorsitzenden auf Taiwan, der durch die Erdbeben-Gebiete tourte. Am Sun-Yat-sen-Mausoleum in Nanjing schrieb er sogar ein Gedicht mit rascher Tuschfeder: "Der Staat gehört dem Volke. Das Volk alleine ist wichtig." "Vox populi vox dei." sagt der populistische Lateiner.

27-mai-08

Den Sonnabend verbringe ich im Yancheng Safaripark im Stadtteil Wujin (Eintritt 80,- Yuan). Gegen 10.00 Uhr läuft am Hauptweg eine Ethno-Show mit undefinierbarer Thematik - erstaunlicher fand ich den kleinen Eisbären im Knut-Alter am südlichen Rundweg. Die Beschilderung ist fast nur in Chinesisch, am linken Hauptweg sind die Schlangen und Echsen zu finden. Am Abzweig die Halle für Tierdressuren und Artistik. Ganz im Süden ist die Haltestelle der Bimmelbahn, mit der man durch den nicht zu Fuß zugänglichen Teil der Anlage zuckelt. Ich beobachte den geheimnisvollen Schlammhirsch auf dem Weg zur Futterstelle. Antilopen, Löwen, Tiger, Kormorane, Storche, gut getarnte Strauße, Zebras, Giraffen, faule Kängurus, tropische Vögel und jede Menge Affen. Für mich strengen sich die Primaten anscheinend besonders an, erkennen in mir wohl einen Verwandten: ein dicker Langnasenaffe - der letzte seiner Art in Xueyuan. Der Yancheng Safaripark ist tiergärtnerisch durchaus ansprechend und an die Landschaft angepasst. Parkplätze sind am Haupteingang auch genügend vorhanden. Die Gastronomie ist ein wenig unterentwickelt, aber wahrscheinlich sind viele Besucher schon vom Eintrittspreis satt. An einer Imbissbude esse ich eine Nudelsuppe, aus den überall eingegrabenen Lautsprechern spielt dazu die Titelmelodie von "Totoro", ganz langsam und mit Glockenspiel - süß! Man kann auch kleine rote Fische angeln, vielleicht hat es ja einen tieferen Sinn. Am frühen Nachmittag startet die Dressurshow der Delfine und Seelöwen. Wer gut zu Fuss ist, kann noch die uralte Wehrsiedlung erkunden, auf Karten durch die drei Wassergräben unschwer zu erkennen. Man verlässt den Safaripark durch den nördlichen Nebeneingang und geht danach gleich links durch das große Tor, über die schwarze Brücke und an den bronzenen Urchinesen vorbei in enger werdenden Kreisen dem Zentrum entgegen.

22-mai-08

Anna und Michael sind weg: die beiden australischen Englischlehrer, die mit mir auf der selben Etage des Wohnheims gelebt haben. Am Sonntag standen Kartons vor der Tür und am Montag räumten die Hausmeister schon die Reste fort. Mir hatten sie nichts gesagt, antworten auch nicht auf meine SMS. Gegenüber den anderen Lehrern und der Schulleitung sollen sie sich auch nicht zusammenhängend geäußert haben. Sie mussten eben weg und damit gut. Was ich überhaupt nicht gut finde, denn nun bin ich die einzige Langnase unter tausenden von Chinesen. Irgendwie hatte ich noch gehofft, ihn heute (Donnerstag) bei der Nachmittags-Bespaßung in der dritten Etage zu treffen. Er hielt dort manchmal landeskundliche Diavorträge, zwar mit JPG-Bildern aus dem Computer auf dem Beamer, aber der Form nach zweifellos Diavortraege, die immer noch den meisten Raum für Erörterung und Debatte bieten. Und Anna kann blitzschnell chinesische Zeichen schreiben, während ich diese eher wie ein Erstklässler male. Es ist nur noch ein Monat bis zum Semesterende. Ob sie vor der beinahe unlösbaren Aufgabe, hunderte Studenten einigermaßen gerecht zu benoten, zurückschreckten? Oder hat sie der beinharte Toten- und Politikerkult des Trauerrummels für die Erdbeben-Opfer so geschafft? Als Ossi habe ich hier immer wieder Dejavue-Erlebnisse und finde dann alles nicht so erschreckend. Für mich sind seit 1989 gleich mehrere Welten zusammengebrochen und stümperhaft wieder zusammengekleistert worden. Doch diesmal wird es anders kommen. Ob die Beiden wohl etwas ahnten?

17-mai-08

Die chinesische Internet-Zeitung Jiaozuo Daily berichtet über professionelle Internet-Kommentatoren, genannt “Fifty Cent Party”. Angeheuert werden sie durch Offizielle der jeweiligen Provinz und/oder Stadt. Der Name kommt daher, dass angestellte Blog-Kommentatoren und Forenposter neben ihrem monatlichen Grundgehalt für jedes Postig eine Extrazahlung von 50 RMB-Cents bekommen. Entstanden ist ein Mechanismus, der kritische Äußerungen aller Art im Netz effektiv zurückdrängt. Vorreiter dieser "aktiven Imagepflege" war u. a. das Polizeibüro der Stadt Jiaozuo in der Provinz Henan. Es schuf einen Interventions-Mechanismus zur ständigen Analyse und sofortigen Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Seine Feuertaufe bestand das System, als am Morgen des 10. August 2007 ein Autofahrer in Jiazuo von einem Verkehrspolizisten eine gebührenpflichtige Verwarnung erhielt. Der Autofahrer fühlte sich ungerecht behandelt und gab kurz darauf in einem privat betriebenen Online-Forum Despektierlichkeiten über die örtliche Verkehrspolizei von sich. Einige Forumsnutzer unterstützten ihn unverständlicherweise darin, gaben eigene Erfahrungen zum Besten und verbreiteten kritische Kommentare weiter. Zehn Minuten nach dem ersten Posting des Autofahrers machte ein diensthabender "Internet-Kommentator" des städtischen Amts für Öffentlichkeitsarbeit von Jiaozuo die Polizei auf das Geschehen aufmerksam. Diese aktivierte sofort ein Netzwerk von mehr als 120 Angestellten, welche im betroffenen Forum posteten, dort nach der "eigentlichen Wahrheit" fragten und "Unklarheiten" beseitigten. Zwanzig Minuten später setzten sich die Stimmen der Polizei-Unterstützer im Forum durch und etliche Poster distanzierten sich von der Person, die es gewagt hatte, die Arbeit der Verkehrspolizei zu kritisieren.

Sicherungskopie 4

30-jul-08

6. Am Mittwoch auf der Rückfahrt nach Lhasa dann das Thema Modernisierung. Die Tibeter haben eine moderne Sprache und Schrift mit richtigen Buchstaben, technisch und mental sind sie aber anscheinend irgendwann um 1960 stehen geblieben. Die chinesische Brutalo- Modernisierung ist nicht die Ihre, folglich können sie auch nicht den Wohlstands- Patriotismus der Han-Chinesen entwickeln. Strafverschärfend kommt hinzu, dass die Führung in Peking wohl keine durchdachte Nationalitätenpolitik mehr zu haben scheint. Irgendwer im Politbüro führt noch eine Strichliste: soundso viele tausend Aufstände niedergeschlagen, soundso viele Tote... Ein Land, zwei Systeme? Das wären dann schon vier Systeme, denn die Hongkonger ticken anders als die Taiwanesen und eine feudale Theokratie in Tibet fehlte gerade noch in dieser Sammlung. Der Dalai Lama müsste sich freilich auch bewegen und eine Trennung von Kirche und Staat akzeptieren. Was wohl der Knackpunkt wird, lässt der heilige Mann doch auf seine weltliche Kompetenz nichts kommen. Jede Schlaumeierei bei Fernseh- Pfarrer Fliege, Mr. McCain oder der Kandesbunzlerin soll uns sagen: "Ich (Dalai Lama) habe die ultimative Politikfähigkeit und werde den Laden schon brummen lassen!" Dann fotografieren wir Yaks und Hunde gegen Entgeld und bewundern die tief liegenden Wolken auf mehr als 5.000 Meter Höhe. Gegen Nachmittag Rückkehr nach Lhasa, ich kaufe ein wenig für die Rückreise ein und finde ein Internet-Café. Dort lese ich, dass auch schon zwei Journalisten hier waren, unter ihnen Kathleen McLaughlin, die ein nettes Lhasa-Tagebuch in der FEER geschrieben hat, Zitat: "Life appears to be slowly getting back to some form of normal... In other words, things are calmed but not healed." So isses! (http://www.feer.com/politics/2008/july/lhasa-diary)

30-jul-08

5. Am Dienstag Morgen führt uns die Reise bei Dauerregen weiter nach Gyantse. Auf dem Weg sehen wir schon lange vorher die beeindruckende Festung Dzong hoch über dem Ort. Gyantse ist die drittgrößte Stadt Tibets, das Kloster Chorten mit der Stupa Kumbum wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Der gesalzene Yakbutter-Tee schmeckt wirklich so, wie er aussieht. Am Nachmittag schauen wir uns das örtliche Pferderenn-Festival an, das mit einem religiösen Fest verbunden ist, bei dem für gute Ernten gebetet wird. Ich schwatze mit einer jungen Dame, die ein sehr gutes Englisch spricht. Nein, mit der Luft habe ich keine Probleme, muss nur ein paar mal mehr durchatmen. Als sie hört, dass ich aus Deutschland komme, lobt sie die Bundeskanzlerin. Ich versuche ihr zu erklären, dass Europäer die Tibet-Problematik meist als Projektionsfläche für eigene Befindlichkeiten nutzen. Die Kanzlerin zum Beispiel hat mit dem Dalai Lala in ihrer Wohnküche Händchen gehalten, während der Außenminister ein flammendes Bekenntnis zur Ein-China-Politik abgegeben hat. Kritische Blicke treffen mich - was du nur wieder politisierst! Nach dem offiziellen Teil mit Siegerehrungen und Ansprachen gibt es ein Kulturprogramm, mit Tanzgruppen, Sängern und Comedy. Der Rückweg gestaltet sich etwas schwierig, weil etliche protzige Geländewagen auf der staubigen Piste wild hupend durch die Menge pflügen. Ich finde das wieder typisch chinesisch, auch dass Fußgänger am untersten Ende der Hack- und Rangordnung stehen. Vor dem Hotel dann Hummer-Parade, von reichlich Polizei bewacht. Diese affigen SUVs müssen entweder als Dienstwagen angeschafft worden sein oder wurden als Privatentnahme aus einem Firmenvermögen finanziert, Bestechungsgeschenke in der Größenordnung sind heute doch eher selten? Der Kollege sagt es abhörsicher: "Sup deck vull un frett deck dick und hol din Muul von Polletik!" (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/tibet)

30-jul-08

4. Montag Morgen fahren wir sechs Stunden mit dem Kleinbus von Lhasa nach Shigatse und fühlen uns wieder beobachtet, diesmal von einer kleinen Kamera über dem inneren Rückspiegel. Die übertragen bestimmt alles, was wir sagen, life und in Farbe in den nächsten Stasi-Bunker! Es regnet ausdauernd. Als wir von einem Pi-Break (Pinkelpause) zurückkehren, ist die Kamera mit schwarzer Folie abgeklebt. Die Folie ist bestimmt halb durchlässig! Ist sie nicht und die Kamera war auch nur an einen Videorecorder mit Endlosband angeschlossen. Voriges Jahr waren vier Millionen Touristen in Lhasa, der Kleinbus war im Dauereinsatz und die Betreiber wollten gerne wissen, von wem das Erbrochene und die Brandflecken auf den Polstern stammten. Dieses Jahr sind gerade mal ein paar Dutzend Besucher hier. Man kennt sich persönlich und trifft sich immer wieder, den dänischen Althippie mit der grauen Mähne und die Engländerinnen mit der betonharten Dauerwelle. Wir lernen noch ein wenig Tibetisch: Hallo heißt TashiDelek und Danke ThoQiQe. Klingt wie XièXiè (Danke auf Chinesisch). Ein Bettler an einem Toilettenhäuschen gibt mir die Münzen wieder zurück, er nimmt nur Scheine. Auch das zahlreiche und unqualifizierte Personal in tibetischen Supermärkten scheint auf eine Sinisierung hin zu deuten. Stets sind nur wenige Kassen geöffnet und die Kassiererinnen prüfen ganz langsam die Echtheit jedes einzelnen Geldscheins. Shigatse liegt über 3900 m hoch und ist die zweitgrößte Stadt Tibets. Das Kloster TaShiLunPo wurde 1447 erbaut und war als Residenz der Panchen Lama das zweite Machtzentrum der Theokratie. Heute ist der junge Herr zur Polit-Schulung in Peking.

30-jul-08

2. Am Samstag pilgern wir zum Potala-Palast, der wiederum nur durch eine Sicherheitsschleuse zu erreichen ist. Eine Tube Sonnencreme und sämtliche Wasserflaschen werden beschlagnahmt. Der Potala war die Winterresidenz des Dalai Lama und der Blick von oben über die Stadt ist einmalig. Mittagessen im Lhasa-Kitchen, dann der Jokhang Tempel, das größte Heiligtum der Tibeter. Als Eintrittskarte gibt es eine kleine Computer-CD-Karte. Einige Mönche scheinen Computerfreaks zu sein. Ihre Website http://www.jokhang.com/ wird in China blockiert, obwohl die frommen Männer dort die Zugehörigkeit Tibets zu China betonen. Interessant auch das Bild des Dalai Lama vor der roten chinesischen Flagge. Das Umrunden des Jokhang-Tempels im Uhrzeigersinn soll dem Pilger Karma-Pluspunkte für die eigene Wiedergeburt bringen und ist gleichzeitig eine Art ständige Montagsdemo. Grün Uniformierte in Kompaniestärke marschieren gerne durch die Menge und schwarz Uniformierte stehen alle paar Dutzend Meter auf Beobachtungsposten und verbieten Touristen das Fotografieren. Hier findet man rasch englisch sprechende Gesprächspartner, aber auch jede Menge "Spys", die diese dann wieder verstummen lassen. Dalai Lama und Panchen Lama sind hier so sehr in aller Munde, dass meist in Abkürzungen von ihnen gesprochen wird. Wir erfahren von den Tagen vor dem "Riot", als friedliche Demonstrationen von den Sicherheitskräften geduldet wurden. Die Demonstranten sollen ihre Grenzen dann immer mehr ausgetestet haben, bis schließlich halb Lhasa brannte. Und - Pßßßt! - das Lhasa-Kitchen soll völlig mit Mikrofonen verwanzt sein. Macht nichts, da müssen die Genossen erst einmal unsere verschiedenen österreichischen und mitteldeutschen Dialekte entschlüsseln. Für Englischsprachige ist es hart, dass plötzlich ein seltsames Deutsch die Verständigungssprache ist. Auch Niederländer und Italiener sprechen plötzlich gut Deutsch, sie geben es nur nicht gerne zu. Die wesentlichen Informationen werden ohnehin beim Frühstück ausgetauscht, wo ohrenbetäubender Tibet-Pop das Abhören einigermaßen unmöglich macht. Überhaupt scheinen Tibet-Touris leidenschaftliche Frühaufsteher zu sein - man könnte ja etwas verpassen.

30-jul-08

1. Meine Reise nach Lhasa beginnt am Freitag Morgen um 8.10 Uhr mit einem Flug von Shanghai nach Xi'an. Dazu muß ich mir selbst ein Hotel in Flughafennähe suchen, denn den teuren halbstaatlichen Reiseveranstalter interessiert natürlich nicht im geringsten, wie ich früh um 6.00 Uhr nach Pudong komme. In Xi'an werde ich nicht in den Transitbereich gelassen, sondern muss erneut einchecken und durch die Sicherheitsschleusen. Hier geht es nicht weiter, denn der halbseidene Reiseveranstalter hat nur eine einzige Tibet-Permit-Liste anfertigen lassen und die trägt jetzt ein anderer Reiseteilnehmer im Transitbereich mit sich herum. Schließlich macht sich ein netter Angestellter auf die Suche nach meinem "Permit", wofür er selbst erst einmal auf Waffen und Sprengstoff durchsucht werden muss. Der nette Angestellte findet den Listenbesitzer zwischen Ständen mit Viagra und chinesischen Propaganda-Broschüren. Ich darf in die Sicherheitsschleuse, wo meine Zahnpasta-Tube gnadenlos ausgequetscht wird. Der Rucksack muß noch auf Sprengstoff durchschnüffelt werden, doch die Schnüffelmaschine ist kaputt. Mein Rucksack wird noch eine Weile argwöhnisch beobachtet und dann doch wieder freigelassen. Endlich sitze ich im Flieger nach Tibet. Nachmittags Ankunft in Lhasa, es ist angenehm kühl. Der Guide hängt uns die weißen Begrüßungs-Schals um und ist offensichtlich erleichtert, dass wir keine ideologisierten Hobby-Tibetologen sind, sondern Werktätige aus Shanghai und Umgebung. Die Fahrt in die Stadt ist schon wieder Belohnung. Die beiden Flüsse führen Hochwasser, wir halten bei einem in den Felsen gemeißelten Buddha. Untergebracht sind wir im alten ShangBaLa-Hotel, wo schon James Hilton an seinem ShangRiLa-Mythos werkelte. Wir bummeln über die Barkhor-Straße und den Markt. Ich habe leichte Kopfschmerzen und schlafe nur schwer ein. (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/tibet)

17-jul-08

Astroturfing: Im PR-Geschäft ist Astroturfing das Vortäuschen einer Basis-Initiative, einer Graswurzel-Bewegung ehrlicher Privatpersonen, die für eine bestimmte Sache eintreten. Bekanntestes Beispiel für Astroturfing ist wohl die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) der Metall-Arbeitgeber. Im Netz wird mit Astroturfing mittlerweile das organisierte Auftreten bezahlter Poster bezeichnet. Paradebeispiel hier ist die chinesische Fifty-Cent-Party. In Deutschland wird dieser zweifelhafte Job hauptsächlich von Heimarbeitern der parteinahen Stiftungen besorgt. In heimischen Polit-Foren sind besonders die "KAS-Poster" gefürchtet (Konrad-Adenauer-Stiftung). Aber auch die "Feind-Beobachter" der grünen Heinrich-Böll-Stiftung beschränken sich nicht aufs Beobachten. Im debattenfreudigen englischen Sprachraum empfindet man das als Zensur und diskutiert angeregt die Grenzen zwischen Astroturfing als akzeptierter PR-Taktik und Zensur als politischem Kampfbegriff. "Zensur" ist in China ohnehin ein Unwort, im Westen aber durchaus noch nicht verbraucht. Individuelle Freiheitsrechte gegen "KAS-Kasper" und "Böll-Böller" einzufordern, ist nie so ganz verkehrt. (http://www.chinavortex.com/2008/07/american-astroturfing-vs-chinese-astroturfing/)

17-jul-08

Peking als Durchläufer: "Durchläufer" sind die unbeliebtesten Touristen, sie reisen privat an, laufen durch die Stadt und kaufen höchstens ein paar Flaschen Wasser. Eigentlich wollte ich Peking auch in Ruhe erkunden, aber die Preise dafür schienen mir unangemessen. Das staatliche Reisebüro wollte ab Changzhou 1600,- Euro, ein halb privater Veranstalter immer noch fast 1000,- Euro. So kaufte ich mir die Bahnfahrkarten selbst und kam auf gut Glück in einer Backpacker-Absteige am Hauptbahnhof unter. Da Hotels hier für Internet- Buchungen Mondpreise verlangen, muß man die Etablissements direkt anlaufen. Für die ganze Reise habe ich so etwa 200,- Euro ausgegeben. Trotzdem bin ich mit ganz dünner Geldbörse zurück gekommen, denn in Peking gibt es kaum noch Münzgeld. Da der Materialwert der Münzen mittlerweile größer ist als ihr Nennwert, werden sie anscheinend blitzschnell aus dem Verkehr gezogen und eingeschmolzen. Die Luftqualität in der Hauptstadt ist immer noch extrem schlecht. Nur an der Mauer in Badaling kam einmal die Sonne durch. Ming-Gräber, TienAnMen, Verbotene Stadt, Himmelstempel, Shoppingmeilen und Naturhistorisches Museum waren weitere Stationen. In Letzterem war der Eintritt sogar kostenlos - aber nicht umsonst. Die Schau ist durchaus modern und gepflegt. Was man nicht von allen Touristen-Attraktionen der Megacity sagen kann. Und einen Monat vor der Olympiade war der Sicherheitsaufwand schon enorm lästig. Sogar aus der aktuellen "Newsweek" war die Satire-Seite herausgerissen. Ossi muss aufpassen, damit er sich nicht wieder an den alten Sollbruchstellen abarbeitet.

07-jul-08

Der Jangtse bei Regen: mit dem Taxi fuhr ich abends vom Flughafen Chongqing zu drei Tagen Touristenzirkus auf die MS Fortune. Fast die Hälfte der Fahrgäste waren Chinesen. Hilfe - neureiche Chinesen, sind die jetzt auch schon auf den Urlauberschiffen der TUI? Beim Frühstück am nächsten Morgen dann die Überraschung: die sind ja total nett, leise, zuvorkommend, dezent und geschmackvoll gekleidet. Auch ihre Kinder sehen so sauber und zivilisiert aus. Ach so, das sind die Taiwanesen, die jetzt schon in Massen alle denkbaren Touristenziele des Festlands bevölkern. Dann ging es aber los, "Fragestunde" über das Dammprojekt. Ja klar, dem Jangtse-Delfin geht es nicht gut und der Jangtse-Stör kümmert in einem Nebenarm dahin, aber die Zahlen sind schon beeindruckend. Und das Erdbeben vom 12.5. hat der Damm auch überstanden. In Zigui hatte es eine Stärke von fünf Richterpunkten. Das Wasser in den Schleusenkammern schwappte heftig und gefährdte mglw. die Schleusentore. Nachmittags ein Ausflug in die "Geisterstadt" Fengdu. Vieles dort wurde während der Kulturrevolution zerstört und nur aus Sperrholz wieder zusammen gezimmert. Jetzt soll es wohl Religion karikieren - aber möglicherweise ist der dort vorgeführte Aberglaube das, was viele Chinesen wirklich glauben? Am nächsten Morgen bei Dauerregen Einfahrt in die Qutang-Schlucht, gleich danach in die Wu-Schlucht. In Badong Ausflug mit einer Fähre in den Nebenfluss Shennong. Gegen Abend wurde der Jangtse merklich ruhiger und breiter, ging in den neuen Stausee über. Dann im Nebel der Damm, es ging fünf Schleusenstufen hinab - und im Südosten des Landes gab es gerade wieder mal ein Erdbeben. Das Wasser schwappte aber nicht und so konnte am nächsten Morgen die Fahrt weitergehen, durch die Xiling-Schlucht nach Yichang. Muß man mal gesehen haben...

28-jun-08

Der Pate der ARD-Fernsehdramatik lud in die Kulturabteilung des Shanghaier Konsulats ein: Felix Huby las aus dem Buch zu seinem Tatort-Krimi "Bienzles schwerster Fall". Die Krimifolge wurde im Februar 2007 gesendet und huldigte einem perverversen Serien- Kindermörder im ohnehin schon geburtenschwachen Schwabenländle. Die Hauptfiguren stehen von Anfang an unter Strom - ein Ermittler foltert Verdächtige, der Pathologe brennt mit der jungen Frau des reifen Kommissars durch. Und doch ist das Ganze so langweilig, dass man sich spätestens nach 10 Minuten fragt, wann denn nun endlich die "Tagesthemen" anfangen. Hubys Stärke sind genauestens ausgeklügelte Charaktere wie Horst Schimanski, Max Palü oder eben Ernst Bienzle. Mit Höchstleistungs-Menschelei plus dickem Produktionsetat konnte er schon manchen Quotenhit einfahren. Und doch sind es zumeist Schlaumeiereien aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die dem geneigten Gebührenzahler da vorgesetzt werden. Und die überraschende Wendung ist fast totsicher, dass es doch der Butler war, aber der Gärtner hat alles gewusst, man kann es ihm nur nicht beweisen. Vor der Lesung habe ich ein wenig in den Büchern der Kulturabteilung geschmökert und ein Zitat von Günter Schabowski gefunden, für den "China schon immer die bessere DDR" war. Die DDR-Führung neigte ja seit 1953 zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Staatsvolk und hätte sich am liebsten ein anderes gewählt. Zweifellos das chinesische...

25-jun-08

Es gibt Reis Baby! Im Herbst 2009 präsentiert sich China auf der Frankfurter Buchmesse als Gastland. Die chinesische General Administration of Press and Publications (GAPP) und das deutsche Buchinformationszentrum Peking (BIZ) organisieren dafür ein Förderprogramm deutscher Übersetzungen chinesischer Titel. Eine erste Bewerbungsrunde endete gerade und man darf gespannt sein, welche belletristischen Werke gefördert werden und welche Übersetzungen dann auch wirklich gelingen. "20-30 Titel" sind jetzt in der engeren Wahl, wobei die chinesische Seite Exil-Schriftsteller ausschliesst und die deutsche Seite zur Eile drängt. So werden wohl eher Umweg-Übersetzungen aus dem Englischen zum Zuge kommen. Frauenliteratur und Post-Frauenliteratur werden ihre Quoten einfordern, das Sachbuch Talkshow-Problembewusstsein breittreten. Doch wenn nur drei bis vier wirklich (neue-gute-interessante) Werke den Sprung nach Deutschland schaffen, wird das ein Fest für das geistig verarmte und emotional ausgehungerte Ex-Leseland.

Sicherungskopie 5

Heute war Schanghai.com den ganzen Tag nicht zu erreichen, wegen "Wartungsarbeiten". Und mein Blog auf http://hadie.in.schanghai.com/blog war auch nur - 404 - weg! Im zur Site gehörenden Forum geht es oftmals rustikal zu und die chinesische Zensur bedient sich gerne mal des Lichtschalter-Prinzips: an, aus, an, aus. Deshalb hier eine Kopie meiner bisherigen Blogeinträge:

15-sep-08

Mondfest: Gestern war Mondfest, eine uralte Festivität um den meist betrachteten Himmelskörper - die Sonne kann man ja schlecht anschauen. Seit alter Zeit repräsentiert der Mond das weibliche Prinzip, auch Yin genannt. Und die holde Weiblichkeit zelebrierte die Rituale in der Vollmondnacht. Auf den Hausaltaren wurden Weihrauch, Kerzen, Früchte, Blumen und Mondkuchen dargebracht. Dies alles in Verehrung der Mondgöttin Chang E und des weiblichen Yin, im Gegensatz zum männlichen Yang der Sonne. Chang E hat natürlich ihr eigenes Märchen: Einst war sie ein pralles Engelchen im jadenen Palast des himmlischen Herrschers, bediente eher lustlos die Unsterblichen und Himmelsfeen. Dann zerschlug sie ungeschickt einen wertvollen Porzellankrug. Der Herrscher des Jadereiches erschrak, wurde zornig und verurteilte sie zum Leben auf der Erde. Zum Himmel zurückkehren dürfte sie erst, wenn sie auf Erden etwas nützliches geleistet hätte. Mit einem Schlag war sie in eine arme Familie versetzt und freundete sich mit einem Jägersmann namens Hou Yi an. Eines Morgens gingen gleich 10 Sonnen über der Erde auf und setzten alles in Flammen. Hou Yi schoss neun Sonnen ab, wurde König und heiratete Chang E. Als König war er ein ziemlich übeler Tyrann. Er wollte unsterblich werden und ließ sich eine Unsterblichkeits-Pille anfertigen. Doch Chang E erlöste das Volk und schluckte die Pille selbst. Der erzürnte König verfolgte sie. Die Königin sprang aus dem Fenster, doch statt zu fallen, flog sie hinauf zum Mond - sie hatte etwas sehr nützliches getan. König Hou Yi stieg hinauf zur Sonne und baute sich dort einen Palast als Herberge des männlichen Prinzips Yang. Doch Herrschaft ist endlich und die Mondkuchen sagen den Revolutionären, wann es los geht. Zur Zeit der Yuan Dynastie (von 1280 bis 1368) herrschten die Mongolen in China. Rebellenführer Liu Fu Tong plante einen Aufstand und ließ dessen Datum auf Zettel schreiben und in die Mondkuchen einbacken: am Fünfzehnten des achten Mond-Monats ist die fröhliche Nacht der langen Messer...

13-sep-08

Schleppi putt: Vor zwei Wochen hatte sich mein Laptop plötzlich verabschiedet. Das Display blieb dunkel, auch die Lämpchen der Status-Anzeigen. Auf Empfehlung einer Lehrerin brachte ich das Gerät nach Lanling, in Changzhous Computermeile. Ein relativ großer Laden erklärte sich bereit, die Reparatur zu wagen. Ich bekam eine Visitenkarte überreicht und ein Angestellter verschwand mit dem Laptop im Gewirr der Ladenstraße. Da war mir doch ein wenig unwohl. Nach einer Woche dann der Anruf, das komplette Mainboard müsse ausgetauscht werden, Kosten 260,- RMB. Ich stimmte zu und ein paar Tage später konnte ich das Gerät wieder abholen. Alles funktioniert wie vorher, Kaspersky ist noch misstrauisch und die Windows Sicherheitsverwaltung fremdelt manchmal. Aber sonst bin ich rundum zufrieden. Verursacher war wahrscheinlich eine japanische Computermaus mit etlichen roten, blauen und weissen LEDs, die die ohnehin schwächliche Stromverteilung auf dem Mainboard schwer überlastet hatte...

26-aug-08

Das Staatsoberhaupt als Luder: Mitten im Sommerloch behauptet der Jurist Ettore Ghibellino, dass zahllose Briefe Johann Wolfgang von Goethes nur zum Schein an Frau von Stein gerichtet gewesen seien. Eigentliche Adressatin sei Großherzogin Anna Amalia gewesen. Die Landesherrin hätte sich heimlich mit Goethe im Bett gewälzt und die Beweise verschwinden bzw. fälschen lassen. "Alles Quatsch!" sagen ernst zu nehmende Germanisten. Doch die Journaille steigt massiv ein: Zeit, Rheinische Post und MDR berichten ausführlich über das angebliche "Feuchtgebiet in Weimar". Auch die englischsprachige Presse schreibt, "that the Dutchess has had a forbidden love." Die 'Stiftung Weimarer Klassik' hat zwar eine vernichtende Stellungnahme dazu abgegeben, aber langsam wird auch die seriöse Literaturwissenschaft schwach. Der Bielefelder Germanist Jörg Drews meinte im MDR: "Jedes einzelne Argument allein überzeugt mich noch nicht. Aber die Summe der Argumente beginnt langsam, ziemlich groß zu werden." Und bald wird die Boulevardpresse nur noch eines wollen: "Anna Amalia poppen!"

22-aug-08

Im Delikat-Laden gibts 'Rondo': Im Keller des WenHuaGong-Kaufhauses befindet sich eine Abteilung mit Import-Lebensmitteln. Dort gibt es einen vietnamesischen Instant-Kaffee, der genau wie die DDR-Sorte 'Rondo' zu ihren besten Zeiten schmeckt. Auf der sehenswerten Marken-Webseite beginnt die Firmengeschichte zwar erst 1996, aber es war der RGW, der Vietnam zum Kaffee-Anbauland machte. Und an Sortenauswahl und Technologie hatten DDR-Wissenschaftler einen nicht geringen Anteil. Deshalb ist TrungNguyen-Kaffee auch ganz nach dem Geschmack des Kaffeesachsen.

19-aug-08

Beschleunigt in Japan: Am Sonnabend Fahrt mit dem preiswerten Nachtbus von Osaka nach Tokio. In Shinjuku bin ich stilsicher eine Querstraße neben dem Plattenlabel "Gothic Lolita" abgestiegen. Die Klobrille im Hotel ist wirklich beheizbar und die eingebaute Gesäßdusche wohltemperiert. Die Ginza erinnert irgendwie an China - teure Importwaren und Angeber-Klamotten. Aber die Japaner sind höflich, verbeugen sich sogar vor Automaten, wenn sie gut bedient wurden. Akihabara war dann wieder Belohnung. Im SEGA-Hauptquartier durfte ich einem neuen Meister zusehen, wie dieser in Rekordzeit einen alten Horizontal-Shooter meisterte. Getränkeautomaten überall, auch Automaten, die Maid-Kostüme verkaufen. Die Automaten mit den getragenen Mädchenschlüpfern habe ich nicht gesehen, allerdings auch nicht extra gesucht. Und immer wieder muss das Kind im Manne mit dem Manne ringen: Willst Du das alles schleppen? Das ist viel zu teuer und außerdem ist das Ferkelkram! Aber das ist so süß! Nichts gibts! Aber das ist so kwai! Shops mit nie gesehenen Konsolen und Cartridges. Hier ist es, wo der Pilger sein höheres Wesen lobt. Im Regal stehen auf einem Ehrenplatz die beiden Teile von "Knights of Xentar", auch in ihrem Heimatland unerreichte Solitäre der Videospiel-Geschichte. Die alten PC-Engine-Cartridges müssten doch irgendwie zum Laufen zu bringen sein? Nichts gibts! Quietsch! Und beim Pachinko kann man kistenweise Stahlkugeln gewinnen. Ja, wenn ich eine Kugellager-Fabrik hätte... Am Dienstag dann mit dem superteuren "Super-Shinkansen Nozomi" nach Kyoto. In der alten Kaiserstadt wurde das Kyoto-Protokoll unterzeichnet und Kyoto ist auch wirklich die Hauptstadt des Müsli-Gedankens. Überall fahren schon die kleinen, weißen, kastenförmigen Autos mit den surrenden Hybridantrieben. Suggerieren den Gedanken, Transport sei eine klinisch reine Angelegenheit, notwendig wie eine Blinddarm-Operation und mittlerweile genau so problemlos. Die Klimaanlagen der Fahrzeuge sind längst die größten Spritfresser. Unter der Straßenbahn nach Arashiyama rotiert ein großes Schwungrad, nimmt beim Bremsen Energie auf und gibt sie beim Anfahren wieder ab. Wer im Lokal nicht aufisst, muss eine Entsorgungsgebühr zahlen. Im Garten des alten Kaiserpalasts steht ein Totoro-Haus und die dicken Totoros mahnen alle Getränkeautomaten-Benutzer, ja nichts ins Gelände zu werfen. Wer Müll auf die Straße oder gar in des Kaisers Garten werfen würde, müsste wahrscheinlich auf der Stelle Harakiri begehen - wenn das nicht zusätzlichen Entsorgungsaufwand verursachen würde. Dabei sind die Müllbehälter eher sparsam angeordnet und gut getarnt. Wieder Tempel, Schreine und Museen mit alten Schwertern und Kimonos. Das Nationalmuseum von Kyoto zeigt auch grafische Kunst, Schlachtenmalerei, Landschaften und die Übergänge zum Manga, den "unverantwortlichen Bildern". Und auch in Kyoto finde ich zielsicher die Filiale von Melon-Books, erneut muss ein dickes Melonen-Buch mit. Wieder in Osaka verfahre ich mich mit der Ringbahn, sehe die Verschläge der Obdachlosen am Bahnhof Shin-Imamiya, wenige 100 m weiter nördlich dann Ebisucho, das Elektronik-Viertel, wo in einer Woche ein Wettkampf von Roboter-Ringern stattfinden soll. Dafür wird schon in Videos geworben. Die elektronischen Recken haben mittlerweile alle eingebaute Gleichgewichtsorgane, stehen rasch wieder auf und täuschen auch Bewegungen an, um dann ganz andere auszuführen. Noch einmal Sake trinken und japanisch baden, dann geht es zurück aufs Schiff in Richtung Shanghai. Nachholender Tourismus abgehakt: nun war ich also in Japan, genau wie William Gibson und Adam Warren! Jedenfalls habe ich es genossen, wieder einmal in einem Land gewesen zu sein, in dem die Mädels mit fraulich eleganten Schritten daher kommen, man Bahnreisende zuerst aussteigen lässt, Fußgänger- Überwege beachtet werden und das Internet angeforderte Seiten rasch und zuverlässig aufbaut. Auf der Fähre dann im chinesischen Fernsehen Olympia und ein Nationalismus, der neuerdings erst mit dem Genossen Deng beginnt. Der sagt dort in Schwarz-Weiß: "Niemandem wird es schlechter gehen!" Na danke, da schaue ich lieber wieder ins Wasser. (Fotos auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/japan)

19-aug-08

Entschleunigt nach Japan: Nach Japan wollte ich schon immer, spätestens seit 1990, als es die "Animania" auch am Bahnhof von Bad Harzburg gab und Japanpop-CDs von CD-Japan und Yesasia. Es ist also immer noch nachholender Tourismus: Honecker und Höpke haben mich nicht fahren lassen, dann war keine Zeit, aber nun geht es los. Mit der Fähre "SuZhouHao" schippere ich in drei Tagen von Shanghai nach Osaka. Man kann dösen, Mahjong oder Tischtennis spielen, chinesisches Fernsehen gucken oder einfach ins Wasser schauen. Und das hat es in sich, erkennbar an der unterschiedlichen Färbung: ölig braun bis giftgrün im Huangpu, dazu schwimmt knüppeldicker Unrat herum. Industrie- und Kommunalabwässer werden in Ostchina anscheinend immer noch kaum geklärt in die Flüsse geleitet. Sattes Braunerde-braun an der Küste, da scheint der Mutterboden des halben Landes unterwegs zu sein. Die Fischer vor der Mündung das Huangpu sind wahrscheinlich Schauspieler des Umwelt-Propaganda-Ministeriums. Schwer vorstellbar, dass man dort etwas Genießbares fangen kann. Algenteppiche weiter draußen auf hoher See, wo die Giftkonzentration anscheinend nicht mehr so stark ist. Am zweiten Tag wird das Braun immer heller, um schließlich in ein intensiv strahlendes Marinblau überzugehen, total beeindruckend! In der Nähe der größeren japanischen Inseln dann matteres Blau und Brauntöne. In der Bucht von Osaka schwimmt wieder Unrat im durchsichtigen graubraunen Wasser. Die guten japanischen Kläranlagen bekommen wohl die Schwebstoffe und auch einen Großteil der Schmutzlast heraus, es bleibt aber gebrauchtes, verbrauchtes Wasser. Die Hafenankunft naht, ein Steward mit einer Liste befragt alle Passagiere nach ihren Reisezielen in Japan. Gleich zwei Deklarationen muss ich schreiben und ja oder nein ankreuzen. Nein, ich führe keine Waffen, Sprengstoffe oder Massenvernichtungsmittel mit. Auch keine Drogen und radioaktiven Materialien, tut mir leid. Vielleicht reist ja wieder mal ein perverser Giftgas-Guru ein und der muss dann den schlauen japanischen Polizisten genau aufschreiben, was er so alles vorhat. Und Fieber wird gemessen, alle müssen sich in einer Reihe aufstellen und eine kleine Japanerin mit Mundschutz und Arztkittel richtet eine Art futuristische Strahlenwaffe gegen die Stirn jedes Einreisewilligen, diktiert ihrem uniformierten Assistenten jeweils eine Zahl, die dieser zackig wiederholt. Schließlich dürfen wir doch an Land. Der Shuttelebus zur U-Bahn ist zwar bequem, fährt aber an der einzigen Bankfiliale der Hafeninsel vorbei und ohne Kleingeld geht in Japan gar nichts. Einchecken im Hotel, dann beginnt auch gleich der Marathon: von einem Tempel zum nächsten Schrein. Von einem Museum mit alten Schwertern zu einem mit alten Kimonos. Dazu Landschaftsparks und Shopping. Wenn man das Komma beim Yen um zwei Stellen nach links verschiebt, ist er mit der Westmark nach der "Wende" vergleichbar. Alles hat seinen Preis, aber man bekommt etwas fürs Geld. Man bekommt so ziemlich alles, ein riesiges Überangebot an allem und jedem. CDs und Gedrucktes kann man ohne weiteres kaufen, bei Elektrogeräten ist die Netzspannung in Japan 100 Volt. Die Fernsehnorm ist noch NTSC. Hochauflösende Fernseher stehen zwar schon überall in den Läden, aber welche Sendenorm sich durchsetzten wird, ist auch im Land der aufgehenden Sonne noch nicht entschieden. Bei den Konserven haben Sonys Blueray-Disks die DVDs schon weitgehend abgelöst. Der alte Miyazaki hat seinen Sohn zum Hausmeister im Ghibli-Museum degradiert und produziert die Filme wieder selbst. Ein erstes Ergebnis ist "Ponyo on the Cliff by the Sea", das gerade in Japan in die Kinos kommt und auf Wochen hinaus ausverkauft ist. Ponyo klingt ein wenig wie Totoro und um Umweltschutz geht es auch. Vielleicht kann der alte Meister damit ja an frühere Erfolge anknüpfen?

18-aug-08

Dt64 auf Chinesisch: Das staatliche Auslandsradio CRI hat anscheinend sein UKW-Programm für Ausländer in China umbenannt. Statt "Easy FM" heißt es jetzt "Hit FM". Englischsprachige "Subberhits" wurden dort bisher schon gedudelt, zu Olympia gibt es jetzt die richtig enge Rotation auf die Ohren. Dagegegen protestieren auch schon Fans des ursprünglichen Formats: "No hit fm! We need easy fm! Easy fm rulez! Hit fm is hate fm!" Dabei existiert "Easy FM" als Webcast weiter und wohl auch auf einigen Frequenzen on air? Möglicherweise soll nach Olympia die Rotation gelockert werden und es soll auch wieder gestaltete Beiträge geben. Mir war das Programm vorher lieber, aber als Ausländer hat man eh keine Wahl, die anderen chinesischen Radios sind völlig sinnfrei. Nun also erst einmal "Hit FM", im Raum Shanghai auf UKW 87,9 MHz.

04-aug-08

Zensur bildet: Die knüppelharte Olympia-Zensur-Kampagne des Westens zeigt Wirkung. Meine Internet-Wächter schicken unliebsame Seitenaufrufe seit einigen Tagen nicht mehr ins Nichts, sondern auf eine nette Link- und Suchseite. Dort sind u.a. jede Menge urheberrechtlich bedenkliche chinesische Seiten aufgelistet. Einer solchen "Raubseite" verdanke ich meine musikalische Entdeckung dieses Sommers: Camille Miller und ihre neue CD 'Somewhere Near The Thuth'. Die Chinesen klauen oftmals gute Sachen und man erfährt unkompliziert, was es so alles gibt. Thanks Censorship!

30-jul-08

3. Tag (überarbeitet) Am Sonntag Vormittag besichtigen wir NorbuLingka, die Sommerresidenz des Dalai Lama. Mittagessen im Tibetischen Steakhouse mit Yak-Steak und Barley-Bier, einem süßlichen mostartigen Gersten-Gebräu. Der Tempel Ramoche beherberge einst die chinesische Prinzessin Kongjo, er liegt in der nördlichen Innenstadt und ist eher klein und urtümlich. Gegenüber vom Tempel hat es an mehreren Stellen gebrannt und weiter im Norden sollen immer noch ganze Straßenzüge abgesperrt sein. Wir machen einen Stadtbummel im Nordosten, fühlen uns beschattet, werden nicht bedient und sehen immer wieder Brandspuren. Gegenüber einer ausgebrannten Ladenzeile in der östlichen Beijing Road kehren wir in einer Musikkneipe ein, trinken Tee mit Gänseblümchen- Blüten und fotografieren die rußgeschwärzte Fassade gegenüber. Zwei schicke Japanerinnen hatten dieselbe Idee, halten ihre Kameras ständig aufnahmebereit, es könnte ja jederzeit wieder losgehen. Wir diskutieren derweil über Kultur: Leuchtreklamen sind ohnehin Unkultur im ShangRiLa. Ich erinnere mich an einen Filmbericht, in dem deutsche Turbo- Tibetologen arme Nonnen in einer abgelegenen Gegend des Hochlands besuchten. Unter anderem hatten sie ihnen Hochglanz-Zeitschriften mitgebracht. Nach dem Motto: wir bringen Euch Eure Kultur wieder zurück, in Form des Tibet-Sonderhefts eines Zeitgeist-Magazins! In der Zeitschrift war eine doppelseitige Autoreklame. Plötzlich interessierten sich die mageren kleinen Nonnen nur noch für dieses Auto, schwatzten lange angeregt über ein ausgereiftes und geräumiges Fahrzeug der oberen Mittelklasse. Nein, ich lüge nicht, will ja schließlich nicht als Kellerassel wiedergeboren werden!

30-jul-08

Sieben Tage in Tibet: 7. Auf dem Bahnhofsvorplatz von Lhasa marschieren Soldaten mit Gebrüll im Viereck. Am Donnerstag Morgen um 08:30 fährt unser Zug nach Xining. Die Sicherheitskontrollen sind gründlichst, diesmal geraten Mini-Tonkrieger aus Xi'an in den Verdacht, aus Dynamit zu sein. Die Qinghai-Tibet-Bahn wurde erst im Sommer 2006 eröffnet. Alle Bauten sind durchdacht und der Landschaft angepasst, was in China nicht selbstverständlich ist. Mittags erreichen wir den kleinen Bahnhof Tanggula, mit 5068 Metern wohl die höchste Bahnstation der Welt. Die Waggons der Tibet-Bahn haben eine künstliche Sauerstoffzufuhr sowie ultraviolettes Licht filternde Fenster. Und die Toiletten sind entweder verstopft oder abgeschlossen. Manchmal werkeln Eisenbahner mit hölzernen Wäschezangen, Porzellantassen und selbst geschnitzten Stöcken in dem Unrat, können aber kaum etwas bewirken. Auch das erscheint mir typisch chinesisch. Mitten in der Nacht hört plötzlich das Zischen des Sauerstoff-Auslasses auf. Wahrscheinlich schließen sie dort nur eine Gasflasche an und wenn die leer ist, gibt es eben nichts mehr. Am Freitag Morgen frühstücken wir chinesisch in Xining und machen einen Foto-Halt an der Moschee. In Xining gibt es eine zahlreiche moslemische Minderheit, die aber pflegeleicht sein soll. Am Flughafen wird ein Kühlkissen beschlagnahmt, das eine verbotene Substanz enthält. Um 13.30 Uhr geht unser Flug nach Xi’an, dort Umsteigen in ein anderes Flugzeug, um 18.30 Uhr Ankunft in Pudong. Es ist Freitag Abend und alle Züge sind restlos ausverkauft. Der letzte Bus nach Changzhou fährt um 19.20 Uhr und ist wahrscheinlich auch ausverkauft. Wieder verfluche ich den Reiseveranstalter. Jetzt habe ich ich nur noch die Wahl zwischen teuerem oder schmuddeligen Hotel. Doch meine neuen Bekannten sind riesig nett und bitten ihren chinesischen Fahrer, mich mit der Familienkutsche in den Norden zu fahren. Auf dem Rücksitz eines geräumigen Mittelklasse-Wagens fahre ich durch die hell erleuchtete Millionenstadt Changzhou. Das wäre also der Traum der kleinen Nonnen und was wäre meiner?

Samstag, 26. Januar 2008

Vogelperspektive

Friedenstaube, Papagei,
Strauß, Rohrspatz,
Ente, Wendehals,
Bundesadler, Pleitegeier,
Pleitegeier, Pleitegeier.

Donnerstag, 16. August 2007

Die neuen Leiden des alten User

Ich wohne am südlichsten Ende vom Südpark und hatte Maxxonair beauftragt. Die Monteure kamen auch bald, haben gemessen und sich mit der Außenantenne an den Fenstern verrenkt. Dann meinten sie, dass sie bei mir die Vertragsbedingungen nicht erfüllen könnten und haben mich auf später vertröstet. Die Heidelberger Firma will wohl noch etwas im Südpark errichten.

Nach dem Erlebnis mit Maxxonair bin ich ganz verzweifelt zu Vodafone gegangen und habe mir das "Easy-Box" UTMS-Datenmodem geholt, einschließlich Zweijahres-Vertrag.

vmodem

Inbetriebnahme war einfach, in Fensternähe war auch UMTS verfügbar, nur es ging kaum schneller als mit dem 56-er Modem. Beim Service meinte die Dame, pro Zelle stände nur eine bestimmte Datenmenge zur Verfügung und da in meiner Gegend viele Leute auf dieselbe Idee wie ich gekommen seien, wäre die UMTS-Zelle Zollrain ein einziges Daten- Notstandsgebiet. Na gut, zog ich eben ins Gelände und startete den Laptop auf der grünen Wiese. Gerade als ich die Verbindung herstellen wollte, stellte der Laptop unter Protest die Stromversorgung des Datenmodems ein.
"Ja klar", sagte die Dame vom Service, "das Datenmodem ist ein ziemlicher Stromfresser. Dafür haben sie ja das Kabel mit den drei USB-Steckern bekommen. Damit können Sie fehlenden Strom zuspeisen, etwa mit einem USB-Hub." Nun braucht sie mir nur noch zu erklären, wie ich den USB-Hub auf der Wiese mit Strom versorge. Letzte Möglichkeit war meine Garage, da liegt Strom an und die Daten kommen aus einer anderen Zelle. So bin ich nun endlich in den Genuss von UMTS gekommen und gucke am Campingtisch 'Youtube' oder höre 'LastFm'. Außer wenn mein Garagennachbar elektrisch schweißt - soviel zum Thema Hightech-Standort Halle.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Meine Katze

Gestern traf ich einen Kollegen aus grauer Vorzeit, wir saßen seinerzeit zusammmen in einer Umschulung.
"Na, Leben noch frisch? Was macht die Katze?" fragt er.
"Welche Katze?" Ich hatte nie eine Katze. Aber im Englisch-Unterricht der Umschulung wurde Smalltalk geübt. Engländer können im kleinen Gespräch große soziale Unterschiede überbrücken. Deshalb sind Immobilien und Fahrzeuge als Gesprächsthemen tabu, Familie und Haustiere gehen immer. Während die Anderen dort über ihre Familienbande und die Köter sprachen, erzählte ich von meiner virtuellen Katze. Anscheinend so glaubhaft, dass der Kollege sie sich noch heute vorstellen kann:
"Also ich habe geglaubt, du hättest wenigstens 'ne Katze."
Das tut weh. Wo ist meine Katze? Mietz-mietz-mietz?
MIETZ ! MIETZ ! MIETZ !
Wähhh...

Mittwoch, 27. Juni 2007

Globalisierung aus Lochau

wittejung Am 1. Juli jährt sich zum 207. Mal der Geburtstag des "Wunderkinds" Karl Witte. Der kleine Karl wurde im Jahre 1800 als zweiter Sohn des Dorfpredigers gleichen Namens im Pfarrhaus zu Lochau südlich von Halle geboren. Bereits 1810 wurde er mit einer Ausnahmegenehmigung in Leipzig immatrikuliert und als "früher Gelehrter" bestaunt. Vater und Sohn studierten in Göttingen weiter, die Studenten nannten Karl einen "Wunderbalg". 1814 wurde Witte junior auf der Durchreise in Gießen per Akklamation des Lehrkörpers promoviert, 1816 promovierte er noch einmal regulär in Heidelberg als Jurist. Vater Witte schrieb ein eher erfolgloses Buch über seinen Sprössling, der Junior lehrte bald unspektakulär als Jura-Professor in Breslau und Halle und tat sich nur noch als Dante-Forscher und -Herausgeber hervor.
Das Ganze wäre kaum mehr der Rede wert, wenn nicht das Buch des älteren Witte seinen Weg nach China gefunden hätte. Nach der wirtschaftlichen Öffnung unter Deng Xiaoping war die revolutionäre Erziehung der Jugend nicht mehr so gefragt. Zudem hatte die "Ein-Kind-Politik" für zahlreiche Einzelkinder gesorgt, die nun geradezu nach autoritären, westlich orientierten Erziehungsmustern zu schreien schienen. Ein chinesischer Germanist mit einem völlig unaussprechlichen Namen machte in den staubigen Regalen seiner Fakultätsbibliothek den entscheidenden Fund: "Karl Witte, oder Erziehungs- und Bildungsgeschichte desselben; ein Buch für Eltern und Erziehende. Herausgegeben von dessen Vater, dem Prediger Dr. Karl Witte. Erschienen in zwei Bänden bei F. A. Brockhaus in Leipzig 1819."
Das war es doch: Wunderkind-Erziehung in Frage und Antwort für die ehrgeizigen Eltern, Spiele, Reime und Übungen für den Sprössling, protestantisches Arbeitethos pur in klaren Machtverhältnissen. Zitat Witte senior: "Unsere Familie war für ihn der Staat, ich der Regent desselben; und er ein Staatsdiener. Ich verlangte von ihm, dass er, zum Wohle des Ganzen, folglich zugleich seiner selbst, seine ganze Kraft anstrenge, d. h. seine Pflicht tue, und sich fähiger mache, künftig noch mehr leisten zu können. Deshalb wurde im Sittenbuche bloß vermerkt, dass er getan habe, was er tun sollte: seine Schuldigkeit."
Dengs Bürokraten waren begeistert, das Buch wurde übersetzt und millionenfach verbreitet. Seit 20 Jahren werden nun beinahe flächendeckend kleine Chinesen nach den Rezepten des Karl Witte senior traktiert und auf Universitäts-Karrieren in Übersee getrimmt. "Harvard Girl Liu Yiting" berichtet im gleichnamigen Buch, dass sie auf ihre Bewerbungen hin gleich vier Zusagen von vier amerikanischen Hochschulen bekommen hatte, die Entscheidung für Harvard fiel ihr nicht schwer. Auch die Eltern von "Harvard Boy Zhang Zhaomu" haben einen Bestseller geschrieben und alle schwören auf "Carl Weter's Educational Law", wie die kuriose Rückübersetzung des Titels des nunmehrigen Standardwerks lautet.
Dabei ist Wittes Original-Buch gar nicht einmal schlecht geschrieben und sogar von einem leicht bizarren Humor durchzogen. Alles begann mit einer weinseligen Wette an einem Lehrer-Stammtisch in der Magdeburger Altstadt: "Wenn mein Sohn gesund organisiert sein wird, so bin ich fest entschlossen, ihn zu einem ausgezeichneten Menschen zu bilden!" Besonders glückliche Naturanlagen? Schnurz! Genie ist Fleiß! Wer will, kann alles erreichen!
Domprediger Glaubitz wollte es nicht glauben und auch Oberlehrer Schmidt widersprach vehement. Es war die Abschiedsrunde von Witte senior, der bald darauf seine Pfarre in Lochau übernahm. Wittes erstes Kind starb wenige Tage nach der Geburt, das zweite war ein robuster kleiner Bursche, der etwas träge wirkte. Also genau das richtige Versuchsobjekt für den älteren Witte - er hatte mit den Magdeburger Kollegen gewettet und durfte nun nicht kneifen.
Der kleine Karl war mancherlei Gefahren ausgesetzt, fiel in einen Teich, wurde von einer Billardkugel getroffen, vom Pfau gekratzt, stürzte beim Stelzengehen und wurde vom Feuerwerk angekokelt. Und doch konnte nichts seine Entwicklung zum Wunderkind aufhalten - dank einer gesunden Lebensweise und den im Buch beschriebenen Methoden. Spielen und Arbeiten wurden streng getrennt: "wirklicher Unterricht" durfte heiter, aber nicht spielerisch sein. Das war "ernste Arbeit, bei der er alles geben" musste. Karl gewöhnte sich bald daran, "seine Arbeitszeit für heilig zu halten. Aber nicht bloß fortdauernd arbeiten musste er, sondern auch so kraftvoll und so schnell, als er es nur vermochte. Dies letztere hat insbesondere seinem Geiste eine besondere Schnellkraft gegeben."
Was der preußischen Obrigkeit nicht lange verborgen blieb. Der Merseburger Lehrer Landvogt prüfte Karl mit siebeneinhalb Jahren. Der "Hamburger Korrespondent" berichtete darüber, andere Blätter schrieben es ab, das Wunderkind wurde zum Medienereignis. Halles Universitäts-Kanzler von Niemeier äußerte sich skeptisch, von Senckendorf gab dem Kind Astronomieunterricht. Garlieb Merkel spottete über den "Gedächtnis-Helden", Wieland lud ein, Gutsmuths prüfte, Lafontaine und Voß polemisierten. Stadt und Universität Leipzig setzten Karl ein Jahresgeld aus. Meckel und Reil untersuchten das Wunderkind, konnten aber nichts Außergewöhnliches finden.
Wahrscheinlich hatte Witte senior seinen Sprössling nur relativ früh auf jene "Schnellstraßen des Lernens" gesetzt, die auch heute noch die pädagogische Landschaft durchziehen. Es folgten gemeinsame Studienjahre von Vater und Sohn. 1817 missriet eine Probevorlesung Karls in Berlin, wegen des Störverhaltens patriotischer Studiosi, die im "welschen" Wunderkind-Kult ihre Feindbilder bestätigt sahen. "Turnvater" Jahn selbst schrieb Spottverse, die der Senior dann in einer Mischung aus Empörung und Stolz in seinem Buch zitierte:

Er reicht sein Haupt dem Lorbeer dar,
der Rute seinen Steiß.


Zu wünschen bleibt, dass sich bald ein Verlag findet, der dieses unterhaltsame und lehrreiche Werk erneut in seiner Muttersprache herausgibt. Denn vielleicht ist es nur "Carl Weter's Educational Law", das chinesische Studenten ihren deutschen Kommilitonen im globalen Wettbewerb voraus haben?

Sonntag, 3. Juni 2007

Daggis Mixer

Das "Bürgerfest im Südpark" wird mittlerweile zur Hälfte vom städtischen Jugendamt veranstaltet. Bei den Veranstaltungen tobt sich dadurch ein knüppelhartes Kindertantentum aus, aber wenigstens gibt es das Fest noch. Auch die traditionelle Diskussion am Sonnabend Vormittag zeigt sich deutlich verändert. Bis auf die Reste der Organisationsgruppe und die üblichen Verdächtigen aus der Kommunalpolitik diskutierten dort fast nur noch städtische Angestellte miteinander. Was Züge einer Beamtencomedy hatte, die ja auch recht unterhaltsam sein kann.

sued1

"Prekariat in Halle-Neustadt" war das plakatierte Thema, Oberlehrer Töttler moderierte und lotete zunächst die Definition aus. "Prekarianer" verortete die Runde dann in Kindern ohne Pausenbrot und Arbeitslosen, die über die Qualität der vom Arbeitsamt vermittelten Stellen meckern. Doch außer um Unterschichten-Schelte ging es auch um das Dauerthema Finanzen. Die Sparzwänge sind völlig verinnerlicht, die Frage ist nur, welcher "Frosch" zuerst in "Daggis Mixer" kommen soll. Die versammelte Angestelltenschaft war sich einig, dass dies der ehrenamtliche und grüne "Frosch" sein müsse. Problemfelder wie die Kleiderkammer der AWO und die platt gemachten Projekte bei "Jahresringe" wurden durchaus benannt, zu Forderungen mochte sich niemand durchringen.

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Einig war sich die Runde, dass es in der "gnadenlosen Tantenherrschaft" dramatisch an mündigen männlichen Bürgern fehlt. Was lernt der arglose Veranstaltungsbesucher nun aus dem Gesagten? Als Kind immer genug Fressalien mit in die Schule nehmen und sich als Erwachsener nie über die Vermittlungsleistungen der Arbeitsverwaltung äußern. Schon gar nicht gegenüber Hundefreunden, die morgens durch den Südpark streunen - es könnten Lockvögel der ARGE sein!

Samstag, 7. April 2007

Osterspaziergang

forst

Es ist doch noch kalt geworden in Deutschland und die Waldbewirtschaftung ist an der "Nachhaltigkeitsgrenze", wenigstens in Wäldern in öffentlichem Besitz (Länder und Gemeinden). Die privaten Waldbesitzer sind da verantwortungsbewusster, findet das Bundesamt für Naturschutz.

pseudo

Pseudo-Abriss ist eine nicht ganz neue Masche, um Fördergelder zu erhaschen - gleich zweimal zu beobachten in der Neustädter Praetoriusstraße. Abgerissen werden nur die Wohngeschosse, die Kelleretagen werden in exta angefahrenem Mutterboden verscharrt. Wenn die Grundwasserhaltung einmal für ein paar Tage oder länger ausfällt, werden diese seltsamen Konstruktionen einfach aufschwimmen und die Versorgungsleitungen zerreißen. Bei Extremhochwässern oder Kriegen, die ja auch immer wahrscheinlicher werden, bei dieser Politik. In der späten DDR sind die Pumpen schonmal ein paar Tage ausgefallen. Sofort standen die Keller voller Wasser und es krachte bedenklich im nicht vorhandenen Gebälk. Da haben sich die Genossen dann doch mit der Reparatur beeilt, bevor die Blöcke sich allmählich neue Plätze im Schwemmsand suchen konnten. Und irgendwo wird immer gewählt.

eichner

Montag, 26. März 2007

Jesus foltert!

cosy Am Sonnabend war ich auf der Buchmesse in Leipzig - ein ungeheures Gewühl, in der S-Bahn war es wie in einer Sardinenbüchse und eine Menge Leute mußten auf Halles Bahnsteig "zurückbleiben". In der Glashalle bei den Fernsehsendern dann ein gnadenloser Jahrmarkt der Eitelkeiten: Petra Gerster wurde öffentlich Fünfzig, Johannes Hesters konnte noch einmal reanimiert werden, nur Leni Riefenstahl hatte es irgendwie nicht mehr geschafft. Die Cosplayer in Halle 2 haben solche Probleme nicht, sie sind jung und mit ihren Kostümen werden sie ohne Umwege sofort Teil einer Scheinwelt ohne Belang oder Anspruch. In Halle 5 nervten die Bezahlverlage, für 995,- Euro kann das Kind Held seines eigenen Kinderbuches werden, die Biographie der Katze wird für 1199,- Euro in Leder gebunden und auch Dummbeutel selbst kann schon für 792,30 Euro seinen Namen auf einem grafisch durchaus ansprechend aussehenden Buch lesen. BoD warb für ein Angebot, bei dem man völlig ohne eigene Kosten ein Buch erstellen und anbieten kann. Wer selbst ein PDF schmiedet, kann sich dann den Umschlag auf der BoD-Seite gestalten usw. Gelöhnt wird nur vom Besteller oder wenn man ISBN, Werbung bzw. Vertrieb haben will. Lektorat ist überflüssig, die Buchherstellung wird völlig beliebig, Marketing gibt es nur, wenn Dritte ein Interesse haben. Scientology vielleicht, oder die Bertelsmänner? Kriterien bringen erst wieder die Bewertungs-Seiten ins Spiel, bei Online-Buchläden wie Amazon und Booklooker, oder auf Holtzbrincks Lovelybooks.

folter

Nur der "Freitag" stellt die wirklich wichtige Frage: "Würde auch Jesus foltern?" Na klar doch - der Heiland würde kräftig mit zulangen und seinen ganzen Sadismus ausleben...

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Stanislaw Ossowski
Klassenstruktur im sozialen Bewusstsein


Sighard Neckel
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Jiang Rong
Der Zorn der Wölfe


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